APA - Austria Presse Agentur

Massive Zerstörungen in Charkiw und Kiew

Fünf Tage nach dem Beginn ihrer Invasion hat die russische Armee die massiven Angriffe gegen die beiden größten Städte des Landes, Kiew und Charkiw, fortgesetzt.

Dabei wurden vermehrt zivile Ziele getroffen. In der Region Kiew wurden am Montagabend ein Wohnheim und zwei fünfstöckige Wohnhäuser zerstört, berichteten die Behörden. Der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, sprach von 87 beschädigten Wohngebäuden, neun Toten und 37 Verletzten in der nordostukrainischen Stadt.

Bei einem Angriff in der Region Sumy im Nordosten der Ukraine soll es zu großen Verlusten auf beiden Seiten gekommen sein. Das ukrainische Anti-Korruptions-Portal Antikor schrieb in der Nacht auf Dienstag von möglicherweise 70 Toten auf ukrainischer Seite und einer großen Zahl von Opfern auf russischer Seite. Russische Artillerie habe eine Militäreinheit getroffen. Unter dem Trümmern würden Leichen geborgen. Nach Angaben der Agentur UNIAN will die ukrainische Armee in der Region Sumy rund 100 russische Militärfahrzeuge zerstört haben.

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Kiew als "Hauptziel des Feindes"

Der Charkiwer Bürgermeister Terechow zeigte sich erschüttert von den Zerstörungen in den mehrheitlich russischsprachigen Millionenstadt nahe der Grenze. "Der heutige Tag hat gezeigt, dass das nicht einfach Krieg ist. Das ist die Ermordung von uns, dem ukrainischen Volk", sagte er in einer Videobotschaft. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die Vorgänge in Charkiw als Kriegsverbrechen.

"Es wird definitiv ein Tribunal für dieses Verbrechen geben. Ein internationales. Das ist ein Verstoß gegen alle Konventionen", sagte er in einer Videobotschaft.

Selenskyj nannte in seiner Rede Kiew als Hauptziel des Feindes. Die drei zerstörten Gebäude in der Region Kiew befanden sich in den Städten Wasylkiw, Bila Zerkwa im Südwesten Kiews sowie in der Siedlung Kalyniwka in Nordwesten der Stadt. Angaben über mögliche Opfer wurden von den Behörden nicht gemacht.

Nordwestlich Kiew hatte sich ein kilometerlanger russischer Militärkonvoi in Stellung gebracht. Der Konvoi erstrecke sich auf eine Länge von rund 40 Meilen (etwa 64 Kilometer), teilte das auf die Analyse von Satellitenbildern spezialisierte US-Unternehmen Maxar am Montagabend (Ortszeit) mit.

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"Es wird brutal und hässlich werden"

Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf Militärexperten, dass der Sturm auf die Hauptstadt unmittelbar bevorstehen könnte. Allerdings könnte die Armee auch versuchen, einen Belagerungsring um die Stadt zu bilden. Der frühere US-Geheimdienstkoordinator James Clapper äußerte die Erwartung, dass die russische Armee insbesondere den Artilleriebeschuss intensivieren werde. "Es wird brutal und hässlich werden", sagte der am Montagabend (Ortszeit) dem US-Sender CNN.

Indes gab es neue Berichte, wonach die russischen Aggressoren Unterstützung von der belarussischen Armee bekommen könnten. Das ukrainische Militär berichtete am Montag, dass schon belarussische Truppen in Richtung Ukraine unterwegs sind. "Einige Einheiten der kampfbereitesten Formationen der belarussischen Streitkräfte haben begonnen, sich zur Staatsgrenze der Ukraine in Richtung Wolhynien zu bewegen", schrieb der ukrainische Generalstab am Montag auf Facebook. Diese Informationen ließen sich nicht unabhängig prüfen. Wolhynien ist eine Region im Nordwesten der Ukraine.

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Bereits in der Nacht auf Montag hatte es Spekulationen gegeben, dass Belarus sich in Kürze offiziell mit Soldaten in den Krieg Russlands gegen die Ukraine einschalten könnte. Dabei hatte der belarussische Präsident Lukaschenko nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj noch am Sonntag versichert, nicht in den Krieg eingreifen zu wollen.