Max Reinhardts Komödie am Kurfürstendamm wird 100
An der bekanntesten Flanier- und Einkaufsmeile Berlins übernahm Reinhardt zwei benachbarte Bühnen: das Theater und die Komödie am Kurfürstendamm. Nach der Komödien-Eröffnung am 1. November 1924 schrieb das "Berliner Tageblatt und Handelszeitung": "Es war ein Fest, von allen mitgefeiert, die ihm beiwohnten."
Seit den 1950er Jahren wird die Berliner Institution durchgehend von Familie Woelffer betrieben - mittlerweile in der dritten Generation von Martin Woelffer. 2018 ein herber Verlust: Nach einem jahrelangen Ringen werden die beiden historischen Bühnen abgerissen. Dort entsteht aktuell ein neuer Gebäudekomplex, in der auch die Komödie Platz haben wird und voraussichtlich 2026 wieder spielen kann.
Solange ist Woelffer auf Ausweichspielstätten angewiesen - momentan im Theater am Potsdamer Platz. Dort lädt die Komödie am 3. November zu einer Jubiläumsveranstaltung ein. Er sei sehr stolz darauf, was seine Familie geschafft habe, sagt Woelffer. "Gleichzeitig würde ich noch viel lieber am Ku'damm sein und dort feiern."
Die Komödie steht für großstädtisches, gehobenes Unterhaltungstheater und zieht auch heute noch Touristen an. Nicht zuletzt wegen der vielen Schauspieler auf den Ku'damm-Bühnen, die das Publikum sonst aus dem Fernsehen oder dem Kino kennt. Auf den Bühnen war Katja Riemann in Stücken wie Edward Albees Klassiker "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" zu sehen oder Christoph Maria Herbst und Bastian Pastewka Anfang der 2000er in "Männerhort". Katharina Thalbach ist seit vielen Jahren als Schauspielerin und Regisseurin für die Komödie aktiv, unter anderem mit ihrer Tochter Anna Thalbach. Aktuell spielt die 70-Jährige in ihrer Inszenierung von Agatha Christies "Mord im Orientexpress" den Privatdetektiv Hercule Poirot.
"Große Namen machen es leichter, das Publikum anzulocken", meint Woelffer. Das sei aber nicht alles. Wenn ein Stück gut sei, könne es auch von allein funktionieren. Was braucht es dafür? "Es funktioniert eigentlich immer, wenn man genau jetzt die Zeit trifft, was die Leute aktuell berührt und bewegt. Das weiß man vorher leider nicht ganz genau", so der Theatermacher. Dem Haus sei es gelungen, die jüngeren Generationen anzusprechen, indem man gesellschaftsrelevante, ernstere Themen in die Stücke integriert habe. Mit einer Popversion von Jane Austens Klassiker "Stolz und Vorurteil" hat zum Beispiel Anna Maria Mühe im Vorjahr in der Komödie gespielt.
Boulevardtheater sei Großstadttheater, sagt Woelffer. "Es ist für Menschen gemacht, die bereit sind, sich unterhalten zu lassen und sich Themen anzuschauen, die sie selbst angehen. Sie lachen über sich selbst und nehmen alles nicht ganz so schwer." Schwere Themen mit Humor auf die Bühne zu bringen, ohne den Zeigefinger zu heben oder sie zu veralbern, sei extrem wichtig.
(S E R V I C E - www.komoedie-berlin.de)
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