Medienmanager plädieren für neue "Form des Zusammenlebens"
Viel habe sich bereits getan in den vergangenen Jahren, wäre doch ein gemeinsames Panel mit öffentlich-rechtlichem Sender und den Privaten nicht immer denkbar gewesen, meinte Mario Frühauf, seit vergangenem Herbst Präsident des Privatsenderverbands VÖP. "Wir müssen miteinander nach vorne denken." Als größtes Problem ortete er den Werbemarkt, wo mittlerweile mehr als 50 Prozent von internationalen Technologieunternehmen abgezogen werde. Ähnlich formulierte es Gerhard Valeskini vom Verband der Österreichischen Zeitungen (VÖZ): "Das Feld für die klassischen, traditionellen Medien in Österreich wird ziemlich klein, umso wichtiger ist es, die Form des Zusammenlebens neu zu ordnen."
Eine Möglichkeit dafür seien Kooperationen, verwies ORF-Generaldirektor Roland Weißmann unter anderem auf den Radioplayer, den gemeinsamen Erwerb von Sportrechten oder das 4Gamechangers-Festival. Um Werbeerlöse in Österreich halten zu können, "muss man sich intelligente Lösungen einfallen lassen, die dem Medienstandort zugute kommen", sah er auch eine künftige Regierung gefordert. Diese werde sich zudem mit dem Thema Künstliche Intelligenz auseinandersetzen müssen. "KI wird uns stark beschäftigen." Lösungen seien möglich, wenngleich nicht einfach zu finden. Letztlich identifizierte er Kooperation "als einen Schlüssel, um Qualitätsjournalismus zu garantieren".
Wobei man angesichts der rasanten technischen Entwicklung auf diesem Sektor so selbstkritisch sein müsse, "dass man mit Regulativen immer zu spät sein wird", gab Valeskini zu bedenken. Seine Hoffnung blieb aber, dass tatsächlicher Journalismus nicht von Maschinen ausführbar sei. "Journalistinnen und Journalisten werden weiter entscheidend sein. Das ist auch die Lebensversicherung für den Journalismus." Auch in Sachen Vertrauensverlust in Medien müsse man hier ansetzen, um die Menschen zurückzuholen und KI als "ein zusätzliches Werkzeug" in die Hand zu nehmen, ergänzte Frühauf. Für all das brauche es aber Ressourcen, um es auch adäquat umsetzen zu können, erklärten die Diskutanten unisono.
Einig war man sich auch im Wunsch an eine künftige Medienpolitik, Verständnis für die schwierige Situation am heimischen Markt zu entwickeln. Geht es nach den derzeitigen medienpolitischen Sprechern der Parlamentsparteien, so ist das durchwegs vorhanden. "Die Medienlandschaft befindet sich in einem dramatischen Wandel", urteilte SPÖ-Mediensprecherin Muna Duzdar. Neben einer Reform der ORF-Gremien - laut einem Entscheid des Verfassungsgerichtshofs braucht es eine Neuregelung der Bestellung von ORF-Stiftungsrat und -Publikumsrat bis Ende März 2025 - plädierte sie in der abschließenden Diskussionsrunde vor allem für einen Ausbau von Angeboten für Medienkompetenz und war damit keineswegs allein.
Ihr ÖVP-Pendant Kurt Egger verwies einerseits auf die vielen medienpolitischen Umsetzungen der vergangenen Jahre, darunter auch die neue Finanzierung des ORF via Haushaltsabgabe sowie die Qualitätsjournalismusförderung, betonte aber auch, "dass wir noch mehr tun müssen, um diese Medienvielfalt aufrechterhalten zu können". Gerade die Fördertöpfe müsse man in der derzeitigen Form, Dotierung und Ausgestaltung überdenken, pflichtete ihm Eva Blimlinger, Mediensprecherinnen der Grünen, bei. Zentral sei, journalistische Arbeitsplätze abzusichern.
Henrike Brandstötter von den NEOS plädierte für eine genaue Bestandsaufnahme. "Wie fördern wir Diversität, wie helfen wir Medien bei der Transformation sowie der Erschließung neuer Märkte und Geschäftsmodelle?" Erst dann könne man darüber sprechen, wie dies genau zu finanzieren sei - und vor allem auch so, dass niemand von den Förderungen ausgeschlossen werde. "Derzeit heißt es ja: Wer hat, dem wird gegeben, und neue Projekte haben es sehr schwer." Gleichzeitig warten sie hinsichtlich der Medienfreiheit vor einer potenziellen ÖVP-FPÖ-Regierungskonstellation, arbeite die freiheitliche Partei doch "hart daran, sich ein eigenes Mediensystem aufzubauen". FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker hatte seine Teilnahme am Panel aufgrund einer Wahlveranstaltung kurzfristig abgesagt.
Ein Thema war auch die Inseratenvergabe der öffentlichen Hand. Neben Duzdar und Brandstötter sprach sich auch Blimlinger für eine Obergrenze aus. "Es ist die Aufgabe der Politik, sich zu erklären und zu informieren, aber es ist nicht die Aufgabe eines Inserats, Förderungen zu ergänzen oder gar zu ersetzen", betonte die NEOS-Mediensprecherin. Egger verwies hingegen auf die geltenden Transparenzvorgaben, die wichtig wären um zu bewerten, "ob das nachvollziehbar ist oder nicht". Beim Thema ORF-Gremien gingen die Meinungen ebenfalls auseinander: Egger wollte hier keiner Entscheidungsfindung vorgreifen, während sich Blimlinger, Duzdar und Brandstötter für eine Verkleinerung des Stiftungsrates aussprachen.
(S E R V I C E - www.medientage.at)
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