APA - Austria Presse Agentur

Fake News zu Ibuprofen: Meduni Wien wehrt sich

Die Medizinische Universität Wien hat sich am Samstag gegen eine in sozialen Netzwerken kursierende Fake News zum Thema Coronavirus gewehrt.

Darin wird von angeblichen Forschungsergebnissen der "Wiener Uniklinik" berichtet, wonach das Medikament Ibuprofen Covid-19-Symptome verstärken würde. Laut Aussendung stehe die Falschmeldung in keinerlei Zusammenhang mit der MedUni Wien.

Auch MedUni-Wien-Rektor Markus Müller und Pharmakologe Michael Freissmuth äußerten sich zu dem Thema am Samstagabend gegenüber der APA. Laut ihnen gibt es keine wissenschaftliche Evidenz für eine negative Auswirkung der Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika oder von ACE-Hemmern bzw. Sartanen bei Covid-19-Patienten oder Infizierten.

Sowohl in wissenschaftlichen Medizinjournalen (z.B. Lancet, British Medical Journal) als auch im Netz waren in den vergangenen Tagen derartige Meinungen aufgetaucht. Freissmuth, Leiter des Zentrums für Physiologie und Pharmakologie der Meduni Wien: "Es gibt aber überhaupt keine wissenschaftliche Evidenz (Beleg; Anm.) dafür, dass da irgendetwas gefährlich sein könnte."

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Das nichtsteroidale Antirheumatikum Ibuprofen sowie die sogenannten ACE-Hemmer bzw. Angiotesin-II-Rezeptorblocker (Sartane) waren in diesem Zusammenhang genannt worden. "Da ist nichts dran. Die Sache mit Ibuprofen ist das Problem einer Subgruppenanalyse (in einer Studie; Anm.)", sagte MedUni Wien-Rektor Müller, von seiner medizinischen Laufbahn her klinischer Pharmakologe. Es sei wohl klar, dass Menschen, die Kopfweh oder grippeähnliche Symptome bekämen, vermehrt zu Kopfwehmitteln bzw. solchen nichtsteroidalen Antirheumatika griffen. Daraus einen Zusammenhang mit Covid-19 zu konstruieren, sei falsch.

"Bei den Blutdruckmitteln kann man überhaupt keine Aussage treffen, ob sie einen Effekt bei Covid-19 haben", sagte Freissmuth. Es gebe sowohl Meinungen, wonach sie schützen können als auch das Gegenteil. Wissenschaftliche Daten lägen überhaupt keine vor.

Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) hat bereits eine eindeutige Stellungnahme abgegeben: "Diese Spekulationen über die Sicherheit von ACE-Hemmern oder Angiotensin-Rezeptorblockern haben keine solide wissenschaftliche Basis. In Wirklichkeit gibt es Evidenz aus Tierstudien, die darauf hindeuten, dass diese Medikamente eher einen schützenden Effekt vor schweren Lungenkomplikationen haben könnten. Es gibt aber bisher keine Daten (über den Effekt; Anm.) beim Menschen."

Müller und Freissmuth erklärten gegegenüber der APA praktisch unisono, dass man mit solchen Meldungen Menschen nicht in die Hysterie treiben dürfe. "Wir brauchen das überhaupt nicht", sagte der MedUni Wien-Rektor. "Mich ärgert das so, dass ich die Contenance verliere", fügte Freissmuth hinzu.