APA - Austria Presse Agentur

Proteste im Iran: Mehr als 130 Todesopfer

Bei den Protesten nach dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini im Iran sind nach Angaben der Organisation Iran Human Rights (IHR) bisher mehr als 130 Menschen getötet worden.

Wie die in Oslo ansässige Menschenrechtsorganisation am Sonntag mitteilte, wurden in den zwei Wochen nach dem Tod Aminis mindestens 92 Menschen im Iran im Zuge des Vorgehens der Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten getötet. Dazu kamen am Freitag 41 Tote bei Protesten in der Provinz Sistan-Baluchestan.

"Die internationale Gemeinschaft hat die Pflicht, dieses Verbrechen aufzuklären und weitere Verbrechen verhindern, die von der Islamischen Republik verübt werden", erklärte der IHR-Vorsitzende Mahmood Amiry-Moghaddam.

Repressionsmaschinerie

Amnesty International hatte am Freitag berichtet, die iranischen Behörden setzten absichtlich tödliche Gewalt zur Unterdrückung der anhaltenden Proteste ein. Sie hätten "ihre gut geschliffene Repressionsmaschinerie mobilisiert, um landesweite Proteste rücksichtslos zu unterdrücken".

Die Proteste im Iran waren durch den Tod Aminis ausgelöst worden. Die 22-jährige Kurdin war am 13. September in Teheran von der Sittenpolizei festgenommen worden, offenbar weil sie das islamische Kopftuch nicht den Regeln entsprechend trug. Amini brach nach ihrer Festnahme unter ungeklärten Umständen auf der Polizeiwache zusammen und wurde drei Tage später im Krankenhaus für tot erklärt.

In den Zahlen enthalten sind auch die gewaltsamen Zusammenstöße am Freitag in Sahedan, der Hauptstadt der südöstlichen Provinz Sistan-Balutschestan. Allein dort seien mindestens 41 Menschen getötet worden.

Die Sicherheitskräfte hätten die Proteste dort "blutig unterdrückt", teilte IHR weiter mit. Diese seien durch Berichte entfacht worden, wonach ein Polizeichef in der Hafenstadt Chabahar ein 15-jähriges Mädchen vergewaltigt haben soll, das der in der Provinz lebenden sunnitischen Minderheit angehört.

Sistan-Baluchestan

Sistan-Baluchestan an der Grenze zu Pakistan ist eine der ärmsten Regionen des Iran. Dort ist die Minderheit der Belutschen beheimatet, die größtenteils der sunnitischen Glaubensrichtung des Islam anhängen, während der Iran schiitisch dominiert ist.

IHR-Chef Amiry-Moghaddam erklärte, der Tod der Demonstranten, insbesondere derjenigen in Sahedan, sei ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". In den iranischen Staatsmedien wurden die Proteste in Sahedan als "terroristischer Vorfall" bezeichnet. Fünf Mitglieder der Revolutionswächter, des bewaffneten ideologischen Arms der Führung in Teheran, seien dabei getötet worden.