APA - Austria Presse Agentur

Mehr als 1.600 Raketen aus Gaza auf Israel abgefeuert

Militante Palästinenser im Gazastreifen haben nach Angaben des israelischen Militärs bisher über 1.600 Raketen auf Israel abgefeuert.

Rund 400 davon seien noch in dem Küstengebiet niedergegangen, sagte Sprecher Jonathan Conricus am Donnerstag. Auch in der Nacht auf Donnerstag wurden zahlreiche Raketen auf israelische Städte abgefeuert. Bei den Angriffen wurden in Petah Tikva im Osten von Tel Aviv fünf Menschen leicht verletzt und ins Spital gebracht, teilte die Polizei mit.

Seit Montagabend beschießen militante Palästinenser Israel massiv mit Raketen. Die israelische Armee reagiert auf den Beschuss mit dem umfangreichsten Bombardement seit dem Gaza-Krieg des Jahres 2014. Nach Angaben des israelischen Militärs starben seitdem bisher sieben Menschen in Israel, sechs Zivilisten und ein Soldat. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza starben in dem Küstengebiet 67 Menschen. 388 Menschen seien in Gaza verletzt worden.

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Der Militärsprecher teilte mit, das israelische Militär habe bisher rund 600 Ziele in dem Gazastreifen beschossen, darunter Stätten zur Produktion von Raketen und Lagerräume. Angegriffen worden sei zuletzt auch ein Tunnel, der Kämpfern unter anderem als Versteck gedient habe. Dieser sei unter einer Schule in besiedeltem Gebiet gegraben worden.

Mittwochabend beschloss das israelische Sicherheitskabinett Ausweitung des Militäreinsatzes gegen die im Gazastreifen herrschende islamistischen Hamas. Die Armee solle von sofort an gezielt "Symbole der Hamas-Herrschaft" in dem Palästinensergebiet angreifen, berichtete der Sender Kanal 12.

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Unterdessen schalteten sich auch die USA in die Bemühungen um eine Deeskalation ein. US-Präsident Joe Biden äußerte in einem Telefonat mit dem israelischen Premier Benjamin Netanyahu den Wunsch nach einem Ende der Gewalt, betonte aber zugleich: "Israel hat das Recht, sich selbst zu verteidigen." Netanyahu teilte dem US-Präsidenten nach Angaben seines Büros mit, dass Israel seine Militärschläge gegen die Hamas fortsetzen werde.

Bei israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen waren nach Angaben des von der Hamas geführten Innenministeriums schon alle Polizeigebäude in dem Küstengebiet zerstört worden. Die Hamas wird von Israel und der EU als Terrororganisation eingestuft.

Zwischen jüdischen und arabischen Israelis kam es am Mittwoch in mehreren israelischen Städten zu schweren Konfrontationen. Trotz einer Ausgangssperre flammten Unruhen in der Stadt Lod in der Nähe von Tel Aviv erneut auf. Nach Medienberichten wurde in der Stadt ein Polizeifahrzeug in Brand gesetzt. In Akkon (Akko) im Norden des Landes wurde ein jüdischer Einwohner von arabischen Demonstranten lebensgefährlich verletzt. In Bat Yam südlich von Tel Aviv attackierten ultrarechte Juden nach Medienberichten arabische Geschäfte. Ein arabischer Einwohner wurde nach Fernsehberichten von einer jüdischen Menge brutal mit Knüppeln angegriffen.

In den vergangenen Tagen hatte es zunächst vor allem in Jerusalem heftige Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gegeben. Auslöser waren unter anderem Proteste gegen Polizei-Absperrungen in der Altstadt sowie drohende Zwangsräumungen palästinensischer Familien im Viertel Sheikh Jarrah. Zu Gewalt kam es zuletzt auch in arabischen Ortschaften im israelischen Kernland.

International wuchs die Besorgnis über die Eskalation des Konflikts. Die Vereinten Nationen warnten den UNO-Sicherheitsrat laut Diplomaten vor einem großen Krieg. Die USA haben eine gemeinsame Stellungnahme des mächtigsten UNO-Gremiums zur eskalierenden Gewalt in Nahost Kreisen zufolge am Mittwoch zunächst blockiert.

Angesichts der Gewalt zwischen Israel und den Palästinensern haben UNO-Generalsekretär António Guterres und Russlands Außenminister Sergej Lawrow sich nach einem Treffen in Moskau für ein Treffen des Nahost-Quartetts ausgesprochen. Die Gruppe besteht aus den USA, Russland, den Vereinten Nationen und der EU.