APA - Austria Presse Agentur

Militär-Imam abberufen: IGGÖ kritisiert Ministerin Tanner

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) hat Dienstag früh mitgeteilt, dass sich der bisherige Militär-Imam Abdulmedzid Sijamhodzic von seinem Posten zurückzieht. Gleichzeitig warf die IGGÖ dem Verteidigungsministerium eine "beispiellose, jeder juridischen Grundlage entbehrenden Kampagne" gegen den Imam vor. Anlass für die Abberufung waren Anschuldigungen,Sijamhodzic habe öffentlich Sympathie für die ehemalige Jihad-Bewegung in Bosnien gezeigt.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) hatte vor einem Monat die Zusammenarbeit mit dem Imam des Bundesheeres beendet und die IGGÖ aufgefordert, ihn abzuziehen. In einer Aussendung sprach die IGGÖ nun am Dienstag von einer "rücksichtslosen und rein auf Öffentlichkeitswirksamkeit bedachten Vorgehensweise des Ministeriums". Deshalb sei an eine Fortsetzung der Ausübung des Amtes durch Sijamhodzic in der bisherigen Form nicht mehr zu denken gewesen. "Durch die öffentliche Vorverurteilung scheint es auch nicht mehr möglich, die Grundlagen, auf der die Entscheidung des Ministeriums basiert, kritisch aufzuarbeiten. Daher haben wir gemeinsam mit dem Imam beschlossen, diese bittere Entscheidung im Interesse der muslimischen Rekruten des Bundesheeres zu treffen", begründet IGGÖ-Präsident Ümit Vural den Schritt.

Die Anschuldigungen gegen Sijamhodzics Person bleiben auch nach genauerer Prüfung "diffus". So werfe man ihm unter anderem vor, er hätte Kontakt zu einem ehemaligen General des bosnischen Heeres gehabt, dies aber zu einer Zeit, als dieser noch gar nicht wegen möglicher Kriegsverbrechen angeklagt war. Noch dazu gebe es diesbezüglich bis heute kein rechtskräftiges Urteil, argumentiert die IGGÖ.

"Natürlich ist es eine unglückliche Optik, wenn ein Militär-Imam Sympathien für eine bestimmte Volksgruppe in seinem privaten Auftritt in den sozialen Medien erkennen lässt. Seine Äußerungen sind aber keinesfalls als dschihadistisch zu interpretieren", so Vural.

Die IGGÖ will den Posten ehebaldig nachbesetzen und wird das Ministerium über ihre Entscheidung informieren. Gleichzeitig nehme sie diesen Vorfall zum Anlass, grundsätzlich darauf hinzuweisen, "dass eine konstruktive Zusammenarbeit nur möglich ist, wenn sie auf gegenseitigem Vertrauen beruht", heißt es in der Aussendung.