APA - Austria Presse Agentur

Miljenko Jergović bekommt Buchhandels-Ehrenpreis

Der in Zagreb lebende Schriftsteller Miljenko Jergović erhält heuer den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) vergeben und am 20. November im Rahmen der Europäischen Literaturtage im "Klangraum Krems Minoritenkirche" überreicht. Er sei ein im besten Sinne europäischer Erzähler, hob HVB-Präsident Benedikt Föger hervor.

"Miljenko Jergović scheut sich in seinen preisgekrönten Reportagen und Essays nicht, den Finger in die Wunden der europäischen Gesellschaft und Geschichte zu legen. In seiner Prosa widersetzt er sich bewusst allen politischen Einflüssen und lässt sich durch keine Form des Nationalismus vereinnahmen. Er widersteht damit auch allen Versuchen, die Vergangenheit ruhen zu lassen", nahm Föger am Mittwoch in einer Aussendung auf den Jury-Entscheid Bezug. "Miljenko Jergović ist ein streitbarer Humanist und ein präziser Chronist gesellschaftlicher Konfliktlinien."

Jergović wurde 1966 in Sarajevo geboren und lebt seit 1993 in Zagreb. Er studierte Philosophie und Soziologie, ist Mitbegründer der "Group 99" und arbeitet für die Wochenzeitung "Nedeljna Dalmacija", für die er auch aus dem belagerten Sarajevo berichtete. 1990 wurde er als bester politischer Kolumnist auf dem Gebiet Ex-Jugoslawiens ausgezeichnet. Zu seinen auf Deutsch übersetzten Büchern zählen "Sarajevo Marlboro" (1994 auf deutsch), "Buick Rivera" (2002), "Die unerhörte Geschichte meiner Familie" (2013) und zuletzt "Der rote Jaguar" (im Original 2019 erschienen).

Der Ehrenpreis wird seit 1990 an Personen vergeben, "die sich in ihrem Werk und durch ihr Engagement für Toleranz gegenüber den anderssprachigen und kulturell anders geprägten Nachbarn in herausragender Art und Weise eingesetzt haben und somit einen Beitrag zu einem friedlichen Miteinander in Europa geleistet haben". Zu den bisher Ausgezeichneten zählen Milo Dor, Viktor Frankl, Gerhard Roth, Simon Wiesenthal, Hugo Portisch, H. C. Artmann, Christine Nöstlinger, Josef Haslinger, Karl-Markus Gauß, Barbara Frischmuth, Doron Rabinovici, Elif Shafak, Ilija Trojanow, Francesca Melandri, A.L. Kennedy und zuletzt Navid Kermani.