Missbrauchsprozess in Avignon: Videos können gezeigt werden
Der Vorsitzende Richter Roger Arata hatte eine frühere Entscheidung rückgängig gemacht. Die Fotos und Videos sollten jedoch nur dann gezeigt werden, "wenn es der Wahrheitsfindung dient", sagte Arata.
Gisèle Pelicots Anwälte begrüßten die Entscheidung. "Die öffentlichen Debatten können dazu beitragen, dass andere Frauen nicht in die Situation geraten", betonte der Anwalt Stéphane Babonneau. Mehrere Anwälte der Angeklagten hatten sich vergeblich gegen die Anwesenheit von Zuschauern und Journalisten ausgesprochen. "Was soll es nützen, diese Abscheu auslösenden Filme zu zeigen?", fragte der Anwalt Olivier Lantelme.
Gisèle Pelicot hatte sich von Beginn an dafür eingesetzt, dass der Prozess nicht wie ursprünglich vorgesehen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. "Die Scham muss die Seite wechseln", betonte sie. Sie wird dafür regelmäßig auf dem Weg vom und zum Gerichtssaal mit Beifall bedacht.
Ihr Ex-Mann Dominique Pelicot hatte gestanden, seine Frau über Jahre hinweg immer wieder mit Schlafmitteln betäubt und vergewaltigt zu haben. In mindestens 92 Fällen waren auch fremde Männer beteiligt, die Dominique Pelicot in Internetforen kontaktiert hatte. Den Angeklagten drohen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren.
In den vergangenen Prozesstagen hatten mehrere der Mitangeklagten den Vorwurf der Vergewaltigung zurückgewiesen. Manche erklärten, dass sie den Eindruck gehabt hätten, die Frau stelle sich bloß schlafend. Ein anderer bezeichnet sich selbst als "Opfer" von Dominique Pelicot und betonte, aus Angst vor ihm gehandelt zu haben.
Wieder ein anderer mutmaßte, dass ihm ebenfalls Drogen eingeflößt worden seien, da er sich an nichts mehr erinnern könne. Dominique Pelicot hingegen betonte mehrfach: "Sie haben alle Bescheid gewusst."
Im September waren vor Gericht erstmals mehrere Fotos und Videos gezeigt worden, die Dominique Pelicot selbst von den Taten angefertigt hatte. Auf seiner Festplatte fand sich ein Ordner "Missbrauch" mit zahlreichen Unterordnern, die mit den Pseudonymen der anderen Männer beschriftet waren.
Beim ersten Mal mussten die Zuschauer den Saal verlassen, Journalisten konnten bleiben. Später entschied der Vorsitzende Richter, dass auch die Journalisten die Bilder nicht sehen sollten. Dagegen hatten die Anwälte sowohl von Gisèle als auch von Dominique Pelicot protestiert.
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