APA - Austria Presse Agentur

Missbrauchsvorwürfe gegen oö. Arzt: Experten beraten Eltern

Im Zusammenhang mit den umfangreichen Missbrauchsvorwürfen gegen einen Arzt aus dem Salzkammergut, der sich an Patienten sexuell vergangen haben soll, haben sich am Donnerstag Experten beratend an Eltern gewandt. Die Ärztekammer Oberösterreich und die Kinderschutzorganisation "die möwe" veröffentlichten Empfehlungen für den Umgang mit dem Thema.

Für die Vertreterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Ärztekammer, Bettina Matschnig, ist eine liebevolle und vertrauensvolle Basis das Wichtigste. Keinesfalls sollten Kinder Grund zur Angst haben, wenn sie mit ihrem Eltern das Gespräch suchen. Das beginne schon bei vergleichsweise harmlosen Themen wie schlechten Noten oder Problemen mit Mitschülern. Kinder sollten zudem früh lernen, dass jeder Mensch - egal wie alt - "Nein" sagen darf. Auch über unangenehme Dinge müsse einmal gesprochen werden - Kinder sollten wissen, dass es so etwas wie sexuellen Missbrauch gebe und sie nicht alles über sich ergehen lassen müssen, was Erwachsene von ihnen wollen.

Wenn Eltern einen Verdacht hegen, etwa wegen besorgniserregender Verhaltensveränderungen oder verdächtiger Aussagen, sollten sie Ruhe bewahren. Überreaktionen und unbesonnen gesetzte Handlungen könnten das Kind unnötig beunruhigen - vor allem, wenn es sich einen bloßen Verdacht handelt. Wenn er konkret sei, sollten sie neben den rechtlichen relevanten Schritten vor allem Handlungen zum Wohl des Kindes setzen, etwa einen Arzt des Vertrauens einbeziehen oder sich gleich an einen Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie wenden, um alle Schritte abzuklären.

Die Geschäftsführerin der möwe-Kinderschutzzentren und klinische Gesundheitspsychologin Hedwig Wölfl verwies darauf, dass Missbrauchsopfer fünf bis sieben Anläufe brauchen, bis ihnen jemand glaubt und hilft. Es sei für sie belastend, über ihre Erlebnisse zu sprechen, besonders vor Gericht. Das Schwierigste sei, dass Gewalt und Missbrauch fast immer in einem Vertrauens- oder Naheverhältnis stattfinden und hier oft ein Loyalitätskonflikt zum Tragen komme.

Bei einer medizinischen Untersuchung müssten die Aspekte Schutz und Sicherheit abgedeckt werden. Das bedeute aber auch, dass der Arzt, vor allem wenn es um intime Untersuchungen geht, allein mit den Patienten ist. Hier wäre eine klare Regelung wichtig, dass eine fachliche Pflegekraft oder Assistentin die Untersuchung mitvorbereitet und anwesend ist, oder zumindest jederzeit dazukommen kann. Vor und während der Untersuchung sollte genau und verständlich erklärt werden was aus medizinischer Sicht gerade passiert. Der Patient sollte darauf hingewiesen werden, dass er jederzeit sagen könne, wenn sie als unangenehm, schmerzhaft oder nicht nachvollziehbar empfunden wird. Wölfl betonte auch die wichtige Rolle der Eltern bei der Vor- und Nachbereitung des Arztbesuches bzw. der Begleitung dazu.