Wann ist eine HPV-Impfung eigentlich sinnvoll?

APA - Austria Presse Agentur

Gebärmutterhalskrebs: Studie belegt Wirksamkeit der HPV-Impfung

In Österreich gibt es jährlich rund 440 Gebärmutterhalskrebs-Neuerkrankungen und 140 Todesfälle. Eine Impfung wäre äußerst wirksam.

Für viele Krebsarten wie Gebärmutterhalskrebs – und auch für Krebsarten bei Männern – ist eine Infektion mit Humanen Papilloma-Viren (HPV) verantwortlich. Auch zu Krebsvorstufen kann HPV führen, was hierzulande pro Jahr 6.000 Operationen nötig macht. "Dieses Leid ist nicht mehr notwendig", verwies der Gynäkologe Christian Schauer in einer Pressekonferenz Anfang März 2022 auf die HPV-Impfung, die sehr hohen Schutz bietet.

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Studie zeigt: HPV-Impfung ist hochwirksam

Eine aktuelle Studie belegt, wie effektiv die HPV-Impfung ist. Frauen, die im Alter von 12 und 13 Jahren gegen HPV geimpft wurden, erkrankten wesentlich seltener an Gebärmutterhalskrebs, wie eine Analyse eines Forschungsteams der schottischen Gesundheitsbehörde Public Health Scotland (PHS) ergab. 

  • Innerhalb des Studienzeitraums von über 15 Jahren konnte bei den geimpften Frauen keine einzige Gebärmutterablasskrebserkrankung festgestellt werden, unabhängig von der Anzahl der Impfdosen.
  • Bei Frauen, die im Alter von 14 bis 22 Jahren geimpft wurden und drei Dosen des Impfstoffs erhielten, wurde eine signifikante Verringerung im Vergleich zu ungeimpften Frauen nachgewiesen. 

"Diese Studie zeigte eine größere Risikoreduktion als vorhergesagt für Mädchen, die im Alter von 12 oder 13 Jahren geimpft wurden, weil in dieser Altersgruppe noch keine Fälle von invasivem Krebs diagnostiziert wurden", so die Forscher:innen. 

In welchem Alter sollte man die HPV-Impfung bekommen?

Laut Sozialministerium kann eine HPV-Impfung das Risiko für Genitalwarzen und Gebärmutterhalskrebs um bis zu 90 Prozent senken. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die HPV-Impfung ab dem Alter von 9 Jahren, optimalerweise vor der Aufnahme von sexuellen Kontakten. 

Um HPV-bedingten Gebärmutterhalskrebs auszurotten, ist eine Durchimpfungsrate von 90 Prozent erforderlich.

In Österreich liege diese bei unter 50 Prozent, was noch eine optimistische Schätzung sei, berichtete AGO-Präsident-Schauer anlässlich des Welt-HPV-Tages am 4. März. Die AGO forderte daher mehr Anstrengungen und u.a. eine automatische Impfung aller Kinder mit der Möglichkeit eines "opt-outs" der Eltern.

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Wann ist die dritte HPV-Impfung notwendig? 

"Es muss möglich sein, dass alle Kinder geimpft werden", gab der Mediziner der Abteilung für Gynäkologie im Krankenhaus Barmherzige Brüder Graz als Ziel aus. 

Ab dem vollendeten 15. Lebensjahr gilt dabei ein Drei-Dosen-Schema, darunter sind nur zwei Impfungen notwendig. Schauer verwies auf über 30.000 Gebärmutterhals-, 6.000 Anal- sowie 4.000 Scheiden- und Penis-Krebserkrankungen jedes Jahr in Europa.

Bis zu 80 Prozent infizieren sich mit HPV

Bis zu 80 Prozent der Männer und Frauen infizieren sich in ihrem Leben mit HPV, berichtete Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Abteilung Impfwesen im Gesundheitsministerium. Rund zehn Prozent aller gesunden Frauen weltweit haben aktuell eine HPV-Infektion, sprach der Gynäkologe Christoph Grimm von der MedUni/AKH Wien von einer "enormen Durchseuchung und Verbreitung in der Bevölkerung". Europa bewege sich mit knapp sieben Prozent im niedrigsten Bereich, berichtete der gewählte Nachfolger von Schauer als AGO-Präsident.

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HPV-Impfung wirksam gegen mehrere Stämme

Der in Österreich erhältliche Impfstoff deckt zu 90 Prozent jene HPV-Stämme ab, die für Gebärmutterhalskrebs, Genitalwarzen aber auch Analkrebs verantwortlich sind. "Wir wissen, es ist eine hocheffektive, hochsichere Impfung, die letztendlich auch Leben retten kann", sagte Paulke-Korinek.

Die Impfung wirke am besten im Altersbereich der kostenlos angebotenen Kinderimpfung, außerdem solle sie rechtzeitig vor sexueller Aktivität verabreicht werden. Eine Immunisierung sei auch später noch für jeden bis zum 30. Lebensjahr empfohlen, danach optional und etwa nach Veränderungen in der Gebärmutter auch teilweise von der Sozialversicherung bis zum 45. Lebensjahr kostenlos.

"Es gibt eine Impfung, man kann vorsorgen", riet auch die ehemalige HPV-Betroffene und frühere Gebärmutterhals-Krebspatientin Nadja Wagner zu einer Immunisierung. Dass sie nach der Operation noch schwanger geworden ist, sei laut Ärzten "ein Wunder der Natur". Ihre Tochter habe sie nun mit zehn Jahren auch impfen lassen.

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Ist eine HPV-Impfung sinnvoll, wenn man bereits mit HPV infiziert ist/war?

Diese Frage wurde auch im Rahmen der Podiumsdiskussion unter dem Titel "Better safe than sorry", welche von der Initiativgruppe Alpbach Wien (kurz IG Wien) initiiert wurde, gestellt. Prof. Dr. Stephan Polterauer, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, hat eine klare Antwort: "Auch wenn man bereits mit HPV infiziert ist oder war, soll man sich impfen lassen. Da keine Immunität hergestellt wird, kann man sich immer wieder anstecken und gerade deswegen ist es wichtig, die Möglichkeit der Impfung zu nutzen.“

➞ Ja! Eine Impfung, auch wenn man bereits mit HPV infiziert ist oder war, macht daher definitiv Sinn.