APA - Austria Presse Agentur

Studie: Diese Online-Ausstellung von Monet macht sofort glücklich

Das Betrachten von Claude Monets "Seerosen" im Internet erhöht in nur weniger als zwei Minuten das subjektive Wohlbefinden.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Forscher:innen der Universität Wien im Fachblatt "Computers in Human Behaviour". "Kunst muss nicht etwas sein, das für den Besuch der heiligen Hallen von Museen aufgespart wird", so MacKenzie Trupp von der Fakultät für Psychologie im Gespräch mit der APA.

Monets weltberühmte Seerosen

Im Jahr 1899 malte Claude Monet die japanische Brücke, die in seinem Garten in Giverny über den Teich führte. Monets Seerosen mit rosafarbenen, gelben und weißen Blüten gehören zu den bekanntesten Bildern des Impressionismus. Ein froher Strauß von Farben mit einem starken Drang ins Grüne und eine Brücke, die sich quer durchs Bild spannt über eine mit Seerosenkelchen bedeckte Wasseroberfläche.

Interaktive Monet-Ausstellung

240 Studienteilnehmer sahen sich an der Uni Wien dieses Gemälde, das im Besitz der National Gallery in London ist, in einer interaktiven Monet-Seerosen-Kunstausstellung von "Google Arts and Culture" an, und zwar auf Smartphones, Laptops und PCs. Nach nur wenigen Minuten verbesserte sich ihr Gemütszustand deutlich.

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"Das bedeutet nicht, dass wir jetzt alle zu Hause bleiben sollen", so Trupp. "Es bedeutet, dass auch Menschen, die nicht ins Museum gehen können, online von Kunst profitieren können", sagte die kanadische Psychologin, die gemeinsam mit Forscher:innen des Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik in Nimwegen (Niederlande) und des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main die aktuelle Studie durchgeführt hat.

Eine erste Studie, entstanden aus der Corona-Pandemie heraus, wurde bereits vergangenen Sommer veröffentlicht. Jetzt hat die Kanadierin die Studie wiederholt, die Untersuchungsmethode verbessert und die Stichprobengröße drastisch erhöht: von 84 auf 240 Teilnehmer. "Es ist eine direkte Replikation unserer ersten Studie und zeigt, dass die Ergebnisse konsistent sind."

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Dass ein anmutiger Seerosenteich eine wohltuende Wirkung haben kann, ist nachvollziehbar, und dass Kunst eine wohltuende Wirkung haben kann, das ist inzwischen auch bekannt, aber würde auch ein digitales Bild wie "Der Schrei" von Edvard Munch die Laune heben? Mit weit aufgerissenen Augen, die Hände an den Schädel gepresst, reißt eine Figur den Mund auf. Hinter ihr ein flammendes Inferno.

"Was unsere Studie am meisten zeigt, ist, dass es für den Einzelnen wirklich subjektiv ist, denn der Grad der Freude, den jemand erlebt, und die Bedeutung, die jemand einem Gemälde beimisst, ist individuell", sagte Trupp: "Wenn Sie zum Beispiel Munch wirklich lieben und dieses Gemälde wirklich bedeutungsvoll finden, dann könnten Sie auch daraus große Vorteile ziehen."

Smartphones mindern womöglich positiven Effekt

Eine Sache, die das Team erst durch den Überprüfungsprozess herausgefunden hat, ist, dass Smartphones den positiven Effekt womöglich mindern. "Dazu ist noch mehr Forschung notwendig, aber wir haben vorläufige Beweise, die dies untermauern", so Trupp. "Es ist möglich, dass das Betrachten von Kunst auf Ihrem Smartphone nicht so wertvoll ist wie das Betrachten auf einem größeren Bildschirm."

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Kunst-Apps

"Aber mit 'Kunst in der Tasche' können wir wirklich mundgerechte Erfahrungen machen", so die Psychologin. Die Experimente hätten auch empirische Unterstützung für neue Ideen im Hinblick auf technische Entwicklungen geliefert. Digitale App-Unternehmen wie zum Beispiel "kunsttell", eine kunstbasierte Online-Mindfulness-App, haben sich an die Wissenschafterin gewandt und sind daran interessiert, eine Kunst-App zu entwickeln. "Durch Technologie kann Kunst an Orten sein, an denen sie vorher nicht war, und dennoch das Wohlbefinden fördern. Ich denke, das ist die größte Wirkung dieser Forschung."

Die aktuelle Studie kann nicht beantworten, ob sich das Betrachten digitaler Seerosen mit dem Besuch eines Museums gleichsetzen lässt, aber das wird bereits ausgetestet. Seit ein paar Jahren führt die Psychologin eine Studie in der Wiener Albertina durch, in der Menschen sich einen echten Monet ansehen. Die Datenerhebung wird diesen Sommer abgeschlossen. Die Erfahrungen sollen dann mit der aktuellen Studie verglichen werden.