APA - Austria Presse Agentur

Morales könnte schon im ersten Wahlgang siegen

Boliviens linker Staatschef Evo Morales könnte nach Zwischenergebnissen nun doch im ersten Wahlgang auf den nötigen Vorsprung für eine Wiederwahl kommen. Der seit 2006 amtierende Präsident hatte nach Auszählung von etwas mehr als 98 Prozent der Stimmen knapp den erforderlichen Vorsprung, um bereits nach der ersten Wahlrunde vom Sonntag eine vierte Amtszeit antreten zu dürfen.

Anfang der Woche hatten Zwischenergebnisse noch auf eine Stichwahl hingedeutet. Nach Angaben der Wahlkommission vom frühen Donnerstag lag Morales bei 46,81 Prozent, während sein schärfster Rivale - der gemäßigt konservative Journalist Carlos Mesa - auf 36,72 Prozent kam. Damit hätte der Amtsinhaber haarscharf die 10 Prozentpunkte Vorsprung, die für einen Sieg in der ersten Wahlrunde notwendig sind - bei mehr als 40 Prozent eigenen Stimmen. Die Auszählung zeigte zuletzt eine anhaltend steigende Tendenz des Vorsprungs von Morales.

Die langsame Auszählung löste Proteste der Opposition aus, die einen Wahlbetrug vermutete. Demonstranten setzten den Sitz der regionalen Wahlkommission in Potosí in Brand. In Santa Cruz de la Sierra hat das Bürgerkomitee, das die Opposition gegen die erneute Wiederwahl von Morales angeführt hatte, zu einem allgemeinen Streik aufgerufen.

Morales (59) beschuldigte rechte Politiker und Militärs im Ruhestand, einen Staatsstreich vorzubereiten. Die Angriffe auf Lokale der Wahlkommission seien ein Beweis hierfür. "Die Auszählung der Stimmen zu verhindern, ist ein Attentat gegen die Demokratie", sagte er am Mittwoch auf einer Pressekonferenz.

Die Wahlbeobachter der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) empfahlen am Mittwoch, trotz der Erfüllung der Bedingungen für einen Sieg in der ersten Wahlrunde eine Stichwahl zuzulassen.

Morales hatte sich zum dritten Mal zur Wiederwahl gestellt. Ein Referendum hatte ihm 2016 die erneute Kandidatur versperrt. Der erste indigene Staatschef Boliviens erlangte jedoch ein Urteil vom Verfassungsgericht, das ihm die Bewerbung als ein unwiderrufliches Menschenrecht anerkannte.