APA - Austria Presse Agentur

Mordanklage gegen 17-Jährigen nach Schüssen in Kenosha

Nach tödlichen Schüssen bei Protesten in der US-Stadt Kenosha ist ein zuvor festgenommener 17-Jähriger wegen zweifachen Mordes angeklagt worden.

Ihm werden außerdem unter anderem ein Mordversuch und unerlaubter Waffenbesitz zur Last gelegt, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht. In Kenosha waren in der Nacht auf Mittwoch zwei Menschen getötet und einer verletzt worden. Zumindest der Zwischenfall, bei dem eine Person erschossen und eine weitere verletzt wurde, ist auf Video festgehalten. Die Proteste in Kenosha waren nach Schüssen in den Rücken eines Afroamerikaners bei einem Polizeieinsatz am Sonntag ausgebrochen. Dabei kam es auch zu Gewalttaten - Gebäude und Autos wurden angezündet. Der 17-Jährige mit offiziellem Wohnsitz im benachbarten Bundesstaat Illinois stieß laut Augenzeugenberichten und im Netz veröffentlichten Videos zu einer Gruppe bewaffneter Zivilisten, die erklärten, Eigentum beschützen zu wollen. Er wurde am Mittwoch in Illinois festgenommen.

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In der Nacht auf Donnerstag blieb es in Kenosha weitgehend ruhig, wie der Sheriff und der Polizeichef der Stadt sagten. Zugleich teilte die Polizei mit, dass sie mehrere Personen aus einem anderen Bundesstaat festgenommen habe, weil sie den Verdacht hatte, dass diese Menschen "kriminelle Aktivitäten" am Rande der Proteste planten.

Der am Sonntag bei dem Polizeieinsatz von sieben Kugeln schwer verletzte Familienvater Jacob Blake ist im Krankenhaus bei Bewusstsein, wie sein Vater der Zeitung "Chicago Sun-Times" sagte. Obwohl er von der Hüfte ab gelähmt sei, werde er mit Handschellen ans Bett gebunden, kritisierte Jacob Blake Senior.

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Auf einem Video von dem Polizeieinsatz ist zu sehen, wie Blake zu seinem Auto geht, gefolgt von zwei Polizisten mit gezückten Waffen. Eine der Waffen ist auf seinen Rücken gerichtet. Als Blake die Fahrertür öffnet und sich ins Auto beugt, fallen die Schüsse. In dem Auto saßen Blakes Kinder im Alter von drei, fünf und acht Jahren.

Blake habe ein Messer in seinem Fahrzeug gehabt, hatte der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Wisconsin, Joshua Kaul, am Mittwoch gesagt. Das Messer sei auf dem Boden des Innenraums auf der Fahrerseite sichergestellt worden. Der Mann habe den Polizisten zuvor "zu einem bestimmten Zeitpunkt" gesagt, dass er ein Messer habe, sagte Kaul. In dem Auto seien keine weiteren Waffen gefunden worden. Kaul machte keine weiteren Angaben zum Ablauf des Zwischenfalls. Die Polizisten in Kenosha tragen noch keine Kameras am Körper. Der von Augenzeugen auf Video festgehaltene Ablauf des Zwischenfalls hatte Vorwürfe ungerechtfertigter Polizeigewalt ausgelöst.