Mordermittlungen gegen Ex-Regierungschefin Bangladeschs

Hasina hält sich derzeit in Indien auf
In Bangladesch hat ein Gericht Mordermittlungen gegen die infolge wochenlanger Massenproteste nach Indien geflohene Ex-Regierungschefin Scheikh Hasina eingeleitet.

Das Verfahren richte sich gegen Hasina und sechs weitere führende Vertreter ihrer Regierung, sagte der den Kläger vertretende Anwalt Mamun Mia am Dienstag. 

Den Angeklagten wird demnach vorgeworfen, für den Tod eines Lebensmittelhändlers verantwortlich zu sein, der im Zuge der blutigen Niederschlagung der Proteste gegen Hasinas Regierung am 19. Juli von der Polizei erschossen worden war. Unter den Beschuldigten sind Hasinas ehemaliger Wohnungsminister und der Generalsekretär ihrer Partei Awami League. Zudem richte sich das Verfahren gegen vier hochrangige Polizeibeamte, die von Hasinas Regierung ernannt worden waren und inzwischen ihre Posten geräumt haben. Der Zeitung "Daily Star" zufolge ist der Kläger ein Bewohner des Viertels, in dem der Lebensmittelhändler erschossen worden war.

Bei den länger als einen Monat andauernden Massenprotesten wurden bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften mehr als 450 Menschen getötet. Die 76-jährige Hasina war am 5. August nach 15 Jahren an der Macht geflohen. Ihrer Regierung wurden Menschenrechtsverletzungen bis hin zur unrechtmäßigen Inhaftierung und Tötung Oppositioneller vorgeworfen.

Die Armee rief daraufhin eine Übergangsregierung mit dem bis dato im Exil lebendenden Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus an der Spitze aus. Er forderte die Bevölkerung zu einem friedvollen Neuanfang auf. Im Zuge der Proteste waren mehrere Geschäfte und Wohnhäuser der hinduistischen Minderheit in Bangladesch angegriffen worden, die viele als Unterstützer Hasinas sehen.

Nach Angaben des indischen Grenzschutzes versuchten seither auch zahlreiche Hindus aus Bangladesch in das Nachbarland zu gelangen. Mehrere hundert Menschen würden im Niemandsland an der Grenze festsitzen, in der Hoffnung, nach Indien zu gelangen, teilte der Grenzschutz mit. Einige Flüchtlinge aus Bangladesch seien wegen eines versuchten illegalen Grenzübertritts verhaftet worden.

Der 84-jährige Yunus, der durch die Vergabe von Mikro-Krediten an Kleinunternehmer als Maßnahme im Kampf gegen die Armut weltweit bekannt geworden war, hatte kurz nach seiner Rückkehr nach Bangladesch in der ersten Augustwoche angekündigt, es werde binnen weniger Monate Wahlen geben. Die künftige Rolle der Armee ist bisher unklar.

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