Mozart bleibt in Salzburg auch im "Amadeus" Mozart

Aaron Röll als poppiger Amadeus in Salzburg
1979 hat Peter Shaffers Schauspiel "Amadeus" das Mozartbild auf den Kopf gestellt. Über 40 Jahre später wollten es die Mozartwoche und das Salzburger Landestheater auffrischen und starteten eine Kooperation, die Andreas Gergen schrill, laut und bildgewaltig inszenierte. Doch bei der Premiere am Freitag wurde klar: so viel gibt es da gar nicht aufzufrischen.

Shaffers Stück bot einst die Grundlage für Regisseur Milos Formann, der mit seinem oscarpreisgekrönten Spielfilm 1984 endgültig dafür sorgte, dass Mozart in der Welt als überdrehtes, albernes und lautes Genie wahrgenommen wurde und Salieri als sein von Neid zerfressener Mörder. "Die Mozartwoche und das Salzburger Landestheater treten mit dieser Neuproduktion gemeinsam an, ein zeitgenössisches Mozartbild für das Jahr 2024 zu präsentieren", hieß es in der Vorankündigung, und man engagierte Regisseur Andreas Gergen - einstmals Operndirektor am Haus und designierter Leiter der Bühne Baden ab 2025.

Die sichtbarste Aktualisierung hatten die Kostüme erhalten. Mozart trägt 2024 Plateauboots, Lederjacken und Bling-Bling. Seine Frau Constanze knappe Minikleider und Overknees mit Schlangenprints. Der Hof und Salieri steckte Aleksandra Kica in strenge Smokings. Die Bühne wurde zum Laufsteg in den Publikumsraum umfunktioniert, an dem links und rechts ebenfalls Sitzplätze fürs Publikum geschaffen wurden. Requisiten wie ein Flügelkorpus, Ohrensessel oder Stühle hingen mal zur Deko an der Decke, mal wurden sie abgesenkt und Teil des Handelns. Auf dieser Bühne darf nichts still stehen.

Soweit nichts revolutionär Neues. Was man neben der Mode als radikalste Veränderung bezeichnen kann, ist die Tatsache, dass die Geschlechter der Rollen teilweise aufgelöst wurden. Sona MacDonald wurde zu Salieri, den sie mit einer fein abgestimmten Mischung aus Ironie, eleganter Überheblichkeit und einer Prise Wahnsinn ausstattet. Die weitaus größere Portion Wahnsinn gab Aaron Röll seinem Amadeus. Das Vorbild unverkennbar: Thomas Hulces Amadeus im gleichnamigen Film. Rölls Amadeus kam ohne die schrille Lache aus, dafür mit überaus derber Sprache und glaubhaft ansteigendem Wahnsinn. Vor allem körperlich machte das Spaß zu beobachten. Stets an seiner Seite: Lisa Fertner als lasziv-zickige und bisweilen auch sehr naive Constanze.

Doch machen aktuelle Mode und das Spiel mit den Geschlechtern gleich ein zeitgenössischeres Bild Mozarts? Nein, vor allem nicht, wenn zu jeder Zeit das Vorbild durchschimmert. Von einer Neudeutung fehlte hier jede Spur. Was Andreas Gergen jedoch gelungen ist, ist Shaffers Theaterstück in neuem Glanz und als kurzweiliges und vor allem bildgewaltiges Spektakel zu inszenieren. Das Publikum ist davon drei Stunden lang gut unterhalten, allerdings auch nicht vom Hocker gerissen.

(Von Larissa Schütz/APA)

(S E R V I C E - Peter Shaffer: "Amadeus" im Salzburger Landestheater, Schwarzstraße 22, 5020 Salzburg. Andreas Gergen - Inszenierung, Christian Floeren - Bühne, Aleksandra Kica - Kostüme, Rolando Villazón - Dramaturgische Beratung. Mit: Aaron Röll - Wolfgang Amadé Mozart, Sona MacDonald - Antonio Salieri, Lisa Fertner - Constanze, Axel Meinhardt - Joseph II, Matthias Hermann - Graf von Strack, Tina Eberhardt - Graf Orsini-Rosenberg, Martin Trippensee - Baron von Swieten. Weitere Aufführungen am 28. Jänner sowie am 3., 9., 15. und 16. Februar. www.salzburger-landestheater.at)

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