APA - Austria Presse Agentur

"Mündige Christen" übten herbe Kritik in Klagenfurt

Harsche Kritik an den katholischen Oberhirten in Österreich hat es am Mittwochabend bei einer Kundgebung des "Forums mündiger Christen" im Klagenfurter Dom gegeben. Mehrere 100 Personen hatten im Dom gegen ein "Vertuschen der Causa Alois Schwarz" protestiert und Solidarität mit dem abgesetzten Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger bekundet.

Wegen Regens war die Kundgebung kurzerhand vom Domplatz in das Innere verlegt worden - nicht nur im Kirchenschiff, sondern auch oben auf der Empore wurde der Platz knapp. Transparente hatten die Teilnehmer ebenfalls mitgebracht (etwa: "Wenn ein SCHWARZes Schaf die Herde gefährdet, sollte es die Herde verlassen und nicht der Hirte").

Im Mittelpunkt der Kritik stand neben Kardinal Christoph Schönborn vor allem Nuntius Pedro Lopez Quintana, der unter anderem die Versetzung des ehemaligen Kärntner Bischofs Alois Schwarz nach St. Pölten als "Beförderung" bezeichnet hatte.

"Es kann nicht unwidersprochen bleiben, wenn ein Nuntius, der erst kurz im Land ist, gleich am Anfang einen diplomatischen Supergau verursacht - ganz gleich ob aus Absicht oder aus unbedarfter Dummheit", sagte dazu Gabriel Stabentheiner vom Forum, das die Kundgebung organisiert hatte. Sinn der Veranstaltung sei es jedenfalls nicht, Guggenberger "Beileid" auszusprechen: "Seine Abberufung als ungerecht oder nicht angebracht zu empfinden, ist aber mehr als legitim."

Die nächste Rednerin, Gerda Schaffelhofer, sprach von "Demütigungen", die man in Kärnten nicht mehr hinnehmen werde. An den Kardinal gerichtet, sagte sie: "Sie haben zwar die Macht, einen unliebsamen Administrator absetzen zu lassen, aber Sie haben nicht die Macht, die Gläubigen in Kärnten zum Schweigen zu bringen."

Schaffelhofer kündigte außerdem an, dass man ab sofort jeden Mittwoch um 18.00 Uhr im Klagenfurter Dom zusammenkommen werde, um für die Kirche in Kärnten zu beten: "So lange, bis der Prüfbericht des Domkapitels faktengetreu aufgearbeitet wurde und zu den logischen Konsequenzen führt."

Auch Kirchenvertreter kamen zu Wort - wie etwa der Dechant des Dekanats Rosegg, Jurij Buch, der ankündigte, seinen Posten als Dechant ruhend zu stellen "bis in der Diözese Ruhe einkehrt". Guggenberger bedankte sich für die Solidarität "mit der Sache". Die Kundgebung sei ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass die katholische Kirche in Kärnten an Profil gewonnen habe und dass man zeige, "wie Kirche im 21. Jahrhundert angekommen sein kann".

Vor einem Jahr war der damalige Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz überraschend zum Bischof von St. Pölten ernannt worden. Guggenberger wurde für die bischofsfreie Zeit Diözesanadministrator in Kärnten - vorige Woche wurde er abberufen und Militärbischof Werner Freistetter wurde zum Administrator der Diözese Gurk-Klagenfurt ernannt.

Guggenberger war knapp vor seinem ersten "Jahrestag" als Administrator abgelöst worden. Hätte er die Diözese länger als ein Jahr interimistisch geleitet, wären ihm mehr Kompetenzen zugebilligt worden. Guggenberger hatte sich mit seinem Wirken nicht nur Freunde gemacht, sowohl durch seinen Umgang mit der Affäre rund um Bischof Schwarz als auch durch seine Offenheit bezüglich der Entscheidungen in seiner Amtszeit. So informierte er die Öffentlichkeit auch gegen den Willen des Vatikans.

Schwarz ist bereits von den Finanzbehörden vorgeladen worden, die Finanz geht im Auftrag der Staatsanwaltschaft dem Verdacht der Steuerhinterziehung nach. Dabei geht es um einen Wohnungsverkauf des Bistums Gurk und eine parallel erfolgte Großspende. Die Ermittlungen gegen Schwarz wegen des Verdachts der Untreue sind von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft abgeschlossen worden, ein Vorhabensbericht wurde dem Justizministerium übermittelt.

Im Frühjahr hatte es in Kärnten eine päpstliche Visitation durch den Salzburger Erzbischof Franz Lackner gegeben. Dessen Bericht liegt in Rom, dort wird er derzeit noch bearbeitet. Der Inhalt ist nicht bekannt.