APA - Austria Presse Agentur

mumok entdeckt Künstlerin Elisabeth Wild

Es war eine "wahre Entdeckung", als mumok-Direktorin 2017 bei der documenta 14 auf "eine Serie von zauberhaften Collagen" von Elisabeth Wild stieß. Die gebürtige Wienerin, die 1938 vor den Nazis nach Argentinien flüchtete, war bis dahin in ihrem Heimatland kaum bekannt. Anfang 2020 reiste Kuratorin Marianne Dobner schließlich nach Guatemala, wo sie die kurze Zeit später verstorbene Künstlerin traf. Ergebnis ist eine umfassende Retrospektive unter dem Titel "Fantasiefabrik".

Zentrum der Schau, die auch das Frühwerk der Künstlerin umfasst, sind die damals in Kassel gezeigten Collagen in einem gelben Raum, der nun in Wien erneut aufgebaut werden konnte. Rundherum präsentiert man in einer beeindruckenden labyrinthischen Ausstellungsarchitektur aus oben abgerundeten, bunten Kartonwänden eine Fülle an weiteren Collagen - 365 an der Zahl, die exemplarisch die Arbeit eines Jahres abbilden, wie Dobner erzählte. Schließlich habe die im Alter von 98 Jahren verstorbene Künstlerin täglich an einer Collage gearbeitet. Die bunten, teils abstrakten, teils menschliche Züge tragenden Arbeiten laden zu genauerem Hinsehen und Entdecken ihrer einzelnen Bestandteile ein.

Ebenfalls aus Karton ist die Architektur des zweiten Ausstellungsraums, der das guatemaltekische Haus der Künstlerin nachbildet. In diesem lebte sie bis zum Schluss mit ihrer Tochter, der Künstlerin Vivian Suter, der derzeit in der Wiener Secession eine Ausstellung gewidmet ist. Während man durch die Fenster auf eine Fototapete des Dschungels blickt, hat das mumok hier einen Fokus auf die frühen malerischen Arbeiten Wilds gelegt, die nach ihrer Ausbildung im Exil als Textildesignerin arbeitete. Diesem Aspekt ihres Schaffens sind Teppiche, Sesselbezüge und Bettüberwürfe gewidmet, die für die Ausstellung nachgebildet wurden. Wild selbst zeichnete noch für die Auswahl der Werke verantwortlich, die nie auf dem Markt waren, sondern in ihrem Haus in Guatemala lagerten. Dorthin war Wild erst im Jahr 1996 gezogen, nachdem sie einige Jahrzehnte in der Schweiz als Antiquitätenhändlerin gelebt hatte. Schließlich habe sie 1962 ein weiteres Mal angesichts des rechtsradikalen Klimas in Buenos Aires emigrieren müssen, wie Dobner schilderte.

Ebenfalls ihre erste museale Einzelausstellung in Wien zeigt parallel die Wiener Künstlerin Agnes Fuchs (geboren 1965) mit "Her Eyes Were Green". Auf Ebene -3 widmet sie sich ihrem "kulturanthropologischen Blick auf Technologien", wie Kurator Franz Thalmair erläuterte. Für ihre Videos, Installationen und Malereien verwendet sie Bedienungsanleitungen, Funktionsbeschreibungen und Handbücher etwa für Computer, Stromversorgungsgeräte oder Messvorrichtungen aus der Zeit zwischen 1950 und 1980. "Sie analysiert die kulturellen Implikationen dieser Vermittlungsmedien und setzt sich so in ihrer künstlerischen Praxis mit der Aneignung eines historischen Feldes auseinander, sowie mit den Nachbildern, die dieses Feld bis heute produziert", erläuterte Thalmair. Das Publikum ist eingeladen, auf diesen "medienarchäologischen" Spuren zu wandeln.

(S E R V I C E - Ausstellung "Elisabeth Wild. Fantasiefabrik", 5. Mai bis 7. Jänner 2024, "Agnes Fuchs. Her Eyes Were Green", 5. Mai bis 8. Oktober. Zu beiden Ausstellungen sind Kataloge erschienen. www.mumok.at)