APA - Austria Presse Agentur

Muse rockten Graz mit perfekter Bits and Bytes-Show

Willkommen in der zu Musik gewordenen Welt der Bits and Bytes: Muse haben Mittwochabend in der mit 14.500 Besuchern ausverkauften Grazer Stadthalle sowohl mit einer fulminanten Show als auch mit ihrer musikalischen Leistung bestochen. Das Publikum wurde für die lange Wartezeit belohnt. Zum Ende des Konzerts ihrer "Simulation Theory World Tour" sorgte "Murph" noch für Staunen.

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Bombast war zu erwarten, aber was die Fans der Britrock-Band für ihr Geld bekamen, übertraf die Erwartungen. Nach wenig überzeugender Vorgruppe - Dinosaur Pile-up war zwar bemüht, aber wirkte zeitweise wie eine Schulband - war allerdings erst einmal Warten angesagt. Ungeduldige Fans versuchten Muse einzuklatschen. Kurz vor 20.45 Uhr wurde es aber laut, denn Matthew Bellamy, Christopher Wolstenholme und Dominic Howard kamen mit Donner auf die Bühne und boten zum Einstimmen eine alternative Version von "Algorithm".

Schnell waren die müden Füße beim Publikum vergessen und bis zum Ende der Show gab es auch keine Gelegenheit mehr daran zu denken. Die Briten gönnten sich selbst keine Pausen und zogen ihr rund zweistündiges Konzert mit gut zwei Dutzend Songs und ohne viel Gequatsche mit dem Publikum durch. Bellamy bestach durch exakte Töne, obwohl er wohl die weitesten Wege auf der Bühne und dem davor in die Menschenmenge laufenden Steg absolvierte. Kein schiefer Ton war zu hören, selbst bei den für Muse typischen Höhen versagte seine Stimme nicht, dazu die gekonnten Riffs, bei denen das Herz eines jeden Gitarristen aufging, herausragend ein feines Bellamy-Solo bei "Hysteria".

Muse schafften einen perfekten Mix zwischen ihren neuen Songs und ihren Hymnen wie "Supermassive Black Hole" oder "Time Is Running Out", und sie verknüpften sie mit sehenswerten Effekten auf der Bühne. Neben den obligatorischen Riesenluftbällen, einem Feuerwerk aus Papierluftschlangen und Konfetti gab es auch Tänzer, die in Anzügen mit Neon-Lichtern und Zugposaunen (bei "Pressure") die Show ergänzten oder als Zombies ("Thought Contagion") rund um Bellamy zu Boden gingen. Angesichts der runden musikalischen Leistung wären die Mega-Leinwand im Hintergrund der Bühne und die Vielzahl an Showeinlagen nicht als verlockende Ablenkung nötig gewesen.

Einer wurde allerdings lange vermisst: "Murph", die riesige außerirdische Skelettpuppe. Digital war sie auf der Leinwand mehrmals zu sehen, und so manch einer glaubte, Muse habe sie diesmal nicht im Gepäck. Auf der Bühne schien nicht einmal Platz dafür. Doch dann - vier oder fünf Songs vor dem Ende - tat sich etwas Großes: "Murph" war unter der Bühne versteckt, und als da die Luken aufgingen, bäumte er sich binnen weniger Sekunden zu voller Größe auf und reichte bis an die Decke der Stadthalle. Seine Arme umrahmten die gesamte Bühne. Spätestens da waren die Blicke nur noch auf "Murph" - er erinnerte an den 80er-Jahre-Robocop, aber mit Skelettkörper - gerichtet und die Musik geriet etwas ins Hintertreffen.

Nach den zwei Stunden waren Ohren und Augen befriedigt, eine Zugabe nicht nötig - Muse haben alles gegeben, alles gezeigt und auch etwa bei "Dig Down" ruhige Seiten anklingen lassen. "Something Human" aus dem neuen Album hätte noch gut hineingepasst - allein schon wegen des Titels, denn die perfekt durchgezogene Show hätte auch noch ein wenig Menschliches vertragen.