Musikaperitif mit Fabien Gabel und Tonkünstlern in Grafenegg

Der neue Chefdirigent lieferte einen Vorgeschmack auf kommende Jahre
Zwar tritt Fabien Gabel sein Amt als neuer Chefdirigent des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich erst ab der Saison 2025/26 an, doch am Wolkenturm in Grafenegg gab es am Freitagabend schon einen musikalischen Aperitif. Mit Werken von Dukas und Ravel war das Programm klar frankophil geprägt: eine ebenso aufschlussreiche wie vielversprechende Visitenkarte.

Auf die speziellen Stilmerkmale der französischen Musik mit ihrer farbigen Klanglichkeit hat Gabel die Tonkünstler bereits jetzt eingeschworen. Schon bei der symphonischen Dichtung "Der Zauberlehrling" von Paul Dukas erwiesen sich die Vorzüge des designierten Chefs: ein hohes Maß an Präzision, dynamischer Differenzierung und klarer Strukturierung. Das kommt der klanglichen Transparenz der Werke zugute.

Der Rest des Abends war Maurice Ravel gewidmet. Die Sonate für Violine und Klavier in der Orchestrierung von Yan Maresz mit einem reizvollen Blues im Mittelteil sowie die "Tzigane"-Rhapsodie erhielten durch den Solisten Renaud Capucon eine besonders edle, intensive, nuancenreiche, bisweilen tänzerische Interpretation.

Nach der Pause sorgten die "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgski in der Orchesterfassung von Ravel für effektvollen Ausklang. Auf das Orchester und das Publikum kommen offenbar spannende, vielleicht auch herausfordernde Zeiten zu.

Eine Late Night Session mit BartholomeyBittmann in der Reitschule offerierte noch ein "Best of" des virtuosen Duos, das mit Geige, Cello und Elektronik die Möglichkeiten stilistischer Parforceritte im Nahbereich zur Rockmusik auslotet. Vielfalt, die dem Festival gut tut.

(Von Ewald Baringer/APA)

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