CC0 pxhere

N-Wort-Debatte: Florian Klenk erntet Kritik

Auf Social Media wird dieser Tage heftig über den Gebrauch des N-Worts diskutiert – auch in Österreich.

Annalena Baerbock, die Kanzlerkandidatin der deutschen Grünen, sorgte unlängst für einen Eklat in deutschen Medien. In einem Interview, in dem es um Rassismus und Antisemitismus ging, hatte Baerbock zitierend das N-Wort verwendet und damit rassistische Sprache reproduziert. Es folgte ein Shitstorm, der eine hitzige Debatte auslöste – auch in Österreich.

Für dich ausgesucht

Baerbock selbst entschuldigte sich kurze Zeit später auf Twitter: "Leider habe ich in der Aufzeichnung des Interviews in der emotionalen Beschreibung dieses unsäglichen Vorfalls das N-Wort zitiert und damit selbst reproduziert. Das war falsch, und das tut mir leid." Sie wisse um den rassistischen Ursprung dieses Wortes und die Verletzungen, die Schwarze Menschen unter anderem dadurch erfahren, hieß es.

Auf Social Media entfachte der Vorfall jedoch direkt eine Diskussion über die Verwendung des N-Wortes. Zahlreiche NutzerInnen äußerten, dass es für Weiße Menschen nie okay sei, das Wort auszusprechen, während andere, allen voran Weiße UserInnen kommentierten, damit sei niemandem geholfen. Vor allem war von "Kontext" die Rede.

Auch "Falter"-Chefredaktuer Florian Klenk äußerte sich auf seinem Twitter-Account zur Debatte: Man soll beachten, "in welchem Kontext, zu welcher Zeit, mit welcher Motivation und vor welchem Publikum jemand dieses Wort ausspricht", so Klenk. Schließlich habe auch Martin Luther King das Wort verwendet.

Für seinen Tweet erntete der "Falter"-Chefredakteur viel Kritik. Influencerin Christl Clear teilte unter anderem Klenks Aussage in ihrer Instagram-Story und kommentierte: "Ich muss mir immer einreden, dass Menschen in Führungspositionen wie Florian Klenk so einen Bullshit nur verzapfen, weil sie Aufmerksamkeit brauchen, und nicht, weil sie wirklich glauben, dass das, was sie da von sich geben, Sinn macht. (...) Und dann realisiere ich, dass genau dieselbe Person, die nicht einsieht, dass ein Wort, das für POC nicht nur beleidigend, sondern mit viel Demut und Schmerz verbunden ist, in KEINEM Kontext verwendet Weden sollte, sich mit Martin Luther King Jr. vergleicht."

instagram.com/iamchristlclear

Auch die Wiener SPÖ-Politikerin Mireille Ngosso teilte ein Statement zur "Kontext"-Debatte. "Das N-Wort war nie ein neutraler Begriff, in keinem Kontext", so Ngosso. "Schwarze Menschen haben versucht, sich den Begriff anzueignen, ihn positiv zu besetzen, ihn umzudeuten. Nach jahrhundertelanger Rassismuserfahrung ist das nicht nur unser Recht, sondern auch politischer Widerstand gegen das Unrecht, das uns widerfährt. Das gibt Nicht-Schwarze nicht das Recht, ihn zu verwenden."

Die Debatte darüber, wo und wie das N-Wort gebraucht werden dürfte, haben demnach Schwarze Menschen und BiPOCs zu führen – nicht hingegen Weiße, privilegierte Männer, die von der "Lebens- und Diskriminierungserfahrung einer Schwarzen Person nicht weiter entfernt sein könnten", erklärt Ngosso.