Nach Kandidatenmord: Präsidentschaftswahl in Ecuador

Anhängerinnen der Favoritin Luisa Gonzalez
Eineinhalb Wochen nach dem Mord an einem Kandidaten wählen die Ecuadorianer einen neuen Präsidenten. Bei den vorgezogenen Wahlen am Sonntag bewerben sich acht Kandidaten um das höchste Amt im Staat. Als Favoritin galt Luisa González aus dem Lager von Ex-Präsident Rafael Correa, gefolgt von dem indigenen Umweltaktivisten Yaku Pérez und dem deutschstämmigen früheren Vizepräsidenten Otto Sonnenholzner.

Neben dem Präsidenten wählen die Ecuadorianer auch die Abgeordneten der Nationalversammlung und stimmen über zwei Volksentscheide zu Ölförderung im Yasuní-Nationalpark im Amazonasgebiet und dem Bergbau in den Nebelwäldern des Chocó Andino ab. Erreicht bei der Präsidentenwahl keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit oder mindestens 40 Prozent der Stimmen mit zehn Prozentpunkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten, kommt es am 15. Oktober zur Stichwahl. Die jüngsten Umfragen deuteten darauf hin, dass sich kein Kandidat direkt in der ersten Runde durchsetzen kann.

Am Mittwoch vergangener Woche war der Oppositionskandidat Fernando Villavicencio nach einer Wahlkampfveranstaltung in der Hauptstadt Quito erschossen worden. Die Regierung des südamerikanischen Landes machte das organisierte Verbrechen für die Tat verantwortlich. Ecuador dient als Transitland für Kokain, mehrere Verbrechersyndikate kämpfen um die Kontrolle der Schmuggelrouten. Villavicencio hatte angekündigt, hart gegen Korruption und Kriminalität durchzugreifen. Seine Partei Construye ("Baue") präsentierte den Journalisten Christian Zurita als neuen Kandidaten.

Die vorgezogenen Präsidenten- und Parlamentswahlen waren notwendig geworden, weil der konservative Staatschef Guillermo Lasso inmitten eines Amtsenthebungsverfahrens wegen mutmaßlicher Unterschlagung gegen ihn die Nationalversammlung aufgelöst hatte.

Kommentare