APA - Austria Presse Agentur

Nach Triebwerksausfall: Airlines lassen Boeing 777 am Boden

Nach einem Triebwerksbrand ruft Boeing alle Fluggesellschaften auf, das betroffene Modell 777 mit bestimmten Antriebsdüsen vorerst aus dem Verkehr zu ziehen. Am Wochenende musste eine Maschine des Typs 777-200 von United Airlines ungeplant auf dem Flughafen von Denver landen, da das rechte Triebwerk Feuer fing und ausfiel und Trümmerteile auf den Boden stürzten.

Die US-Flugaufsichtsbehörde FAA kündigte umgehend eine Überprüfung der Flugtauglichkeit aller Boeing 777 mit den Triebwerken PW4000 von Pratt & Whitney an. Die US-Aufsicht geht seit zwei Abstürzen des jüngeren Boeing-Modells 737 MAX mit vielen Toten konsequenter vor.

United Airlines kündigte an, ihre 24 betroffenen aktiven Maschinen aus dem Betrieb nehmen, bis die Untersuchung abgeschlossen sei. Die 26 Jahre alte Boeing 777-200 mit 231 Passagieren und zehn Besatzungsmitgliedern an Bord war auf dem Weg nach Honolulu, als ein Triebwerk in Flammen aufging. Es wurde niemand verletzt. United ist die einzige amerikanische Fluggesellschaft, die den Flugzeugtyp einsetzt. Andere Betreiber sind der US-Behörde zufolge in Japan und Südkorea. Boeing teilte mit, es seien 69 solcher Maschinen im Einsatz. Weitere 59 stehen aufgrund der Coronakrise ohnehin am Boden.

Eine erste Überprüfung des Triebwerksausfalls zeige, "dass die Inspektionsintervalle für die hohlen Lüfterflügel erhöht werden sollten, die einzigartig für dieses Triebwerksmodell sind und nur beim Typ 777 verbaut werden", erklärte FAA-Chef Steve Dickson. Zwei Lüfterflügel seien gebrochen und Verkleidungsteile hätten sich gelöst. Die betroffenen Jets 777-200 und 777-300 sind ältere Modelle, die bei vielen Airlines schon ausgemustert sind. Das japanische Verkehrsministerium wies die Gesellschaften Japan Airlines (JAL) und die Lufthansa-Partner-Airline ANA an, ihre 13 beziehungsweise 19 Flugzeuge außer Betrieb zu nehmen. Anfang Dezember musste nach Angaben des Ministeriums eine 777 von JAL wegen Problemen des linken Triebwerks umkehren. Auch in diesem Fall waren Lüfterflügel zerbrochen.

Die Aufsicht in Südkorea wartete noch auf eine Empfehlung der FAA. Doch Korean Air Lines erklärte, ihre sechs derzeit eingesetzten Flieger blieben am Boden, zehn weitere sind bereits vorübergehend stillgelegt. Asiana Airlines hat neun Maschinen und erklärte, mit Boeing und den Behörden noch über Konsequenzen zu beraten.

Von bisher mehr als 1.600 gebauten Boeing 777 sind weniger als zehn Prozent mit dem betroffenen Triebwerkstyp ausgestattet. Auch die Lufthansa-Gruppe, zu der die österreichische AUA gehört, hat 777-Maschinen. Wie "Aerotelegraph" berichtet, ist aber keines davon mit dem betroffenen PW-Triebwerken ausgerüstet.