APA - Austria Presse Agentur

NATO setzt Afghanistan-Einsatz trotz US-Teilrückzugs fort

Der von US-Präsident Donald Trump angeordnete Abzug weiterer US-Truppen aus Afghanistan bedeutet nach Angaben der NATO nicht das Aus für den Bündniseinsatz in dem Land. "Auch mit den angekündigten weiteren US-Reduzierungen wird die NATO ihren Einsatz zur Ausbildung, Beratung und Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte fortsetzen", bekräftigte Bündnissprecherin Oana Lungescu am Mittwoch in Brüssel.

Es gelte, die Errungenschaften zu bewahren, die man im Kampf gegen den internationalen Terrorismus erzielt habe. Die NATO solle Afghanistan erst dann verlasse, wenn die Zeit dafür reif sei.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte bereits am Dienstag vor den möglichen Folgen eines überhasteten Abzugs von Truppen aus Afghanistan gewarnt. Der Preis für ein zu schnelles oder unkoordiniertes Verlassen des Landes könne sehr hoch sein, sagte der Norweger. Afghanistan drohe wieder ein Rückzugsort für internationale Terroristen zu werden, die Angriffe auf NATO-Länder planten.

Trump zeigte sich von dieser Warnung allerdings unbeeindruckt und ordnete wenig später den Abzug weiterer US-Truppen aus Afghanistan an. Bis zum 15. Jänner soll die Truppenstärke auf rund 2.500 reduziert werden. Die entspricht in etwa einer Halbierung zum Stand in den vergangenen Wochen.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) reagierte besorgt auf den bevorstehenden Abzug von US-Soldaten aus Afghanistan. "Natürlich prüfen wir die Auswirkungen, die das für unsere Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan hat, außerordentlich intensiv", sagte Maas am Mittwoch in Berlin mit Blick auf die Bundeswehr-Angehörigen in Afghanistan.

"Für uns bleibt politisch ganz besonders wichtig, dass wir das, was wir bisher erreicht haben, nicht durch überstürzte Handlungen gefährden dürfen." Die deutsche Bundesregierung sei insbesondere besorgt, "was die US-Ankündigung für den Fortgang der Friedensgespräche in Afghanistan bedeuten könnte". Die Verhandlungen zwischen der afghanischen Regierung und den radikalislamischen Taliban stünden noch am Anfang und es gebe eine Reihe von Schwierigkeiten zu überwinden, sagte Maas. "Ohne Not sollten wir nicht noch zusätzliche Hürden aufbauen, die ein überstürzter Abzug aus Afghanistan ganz sicherlich zur Folge haben würde."