APA - Austria Presse Agentur

Das Naturhistorische Museum beleuchtet den Klimawandel künstlerisch

Mit Feuer nachgestellte ehemalige Gletscherlinien, Vintage-Postkarten neben aktuellen Bildern von Gletschern sowie mit Polyester-Tüchern abgedeckte Gletscher-Teile - im Naturhistorischen Museum (NHM) versuchen Künstler, den Klimawandel vor allem mit Mitteln der Fotografie zu visualisieren. In der Schau "Dahinschmelzen" demonstrieren sie Erscheinungsformen und Auswirkungen der Gletscherschmelze.

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Die bis 1. September laufende Schau in den Sonderausstellungsräumen im Hochparterre soll dabei "nicht mit erhobenem Zeigefinger daherkommen", schilderte NHM-Direktor Christian Köberl im Gespräch mit der APA. "Wir sind nicht agitatorisch tätig, sondern bildnerisch bzw. bildend. Sie soll ein Gedankenanstoß sein und zum Nachdenken anregen."

Das tut sie gleich zum Start, wenn der Fotograf Peter Funch historischen Bildern auf Postkarten nachspürt und diese Motive aktuellen Fotografien gegenüberstellt. Diese Vergleichseffekte betont er zusätzlich durch eigene RGB (Rot/Grün/Blau)-Separationsprofile. Passend zum Ausstellungstitel "Dahinschmelzen" zeichnet Simon Norfolk auf seinen Fotografien wiederum die früheren Gletscherlinien des Lewis-Gletschers auf dem Mount Kenia mit Feuer nach.

Der US-Künstler Michael Benson wiederum verwendet für seine Werke Rohdaten aus Wissenschaftsarchiven, die er aufbereitet und neu zusammensetzt. Im NHM sind Arbeiten zu sehen, in denen er wissenschaftliche Rohdaten und Satellitenbilder von den Eisfeldern der Antarktis in ein Kunstwerk umwandelt. Fragen auf gleich mehreren Ebenen stellen Norfolk und Klaus Thymann in "Shroud" (Totenhemd). Ihre Arbeit kreist um eine vielbesuchte Eisgrotte am Rhone-Gletscher: Um diese zu erhalten, wickelten Unternehmer einen großen Teil des Eiskörpers in eine Isolierdecke - auf diese bezieht sich auch der Titel. Ergänzt werden die Fotos durch einen Wärmebild-Film im Zeitraffer über die Grotte, der zeigt, wie Gletscher im Gegensatz zu ihrer Umgebung nur auf langfristige Temperaturänderungen reagieren, nicht aber auf kurzfristige Wetterumschwünge.

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der britischen Stiftung "Project Pressure". Die Organisation will den Klimawandel visualisieren und nutzt dazu Kunst, wobei die Projekte in Kooperation mit Forschern durchgeführt werden. Die dabei entstandenen Arbeiten werden im NHM erstmals zusammen in einer Ausstellung gezeigt.