APA - Austria Presse Agentur

'Ndrangheta-Anschlag auf Anti-Mafia-Staatsanwalt vereitelt

Clans der 'Ndrangheta hatten einen Anschlag auf Oberstaatsanwalt der Stadt Catanzaro, Nicola Gratteri, geplant.

Dies berichtete am Freitag die Tageszeitung "Il Fatto Quotidiano". Das Blatt bezog sich dabei auf einen Bericht der Geheimdienste eines ausländischen Staates, die ein Gespräch zwischen Mitgliedern von Mafiaclans abgehört hätten, in dem von einem Attentat auf Gratteri die Rede war.

Der Zeitung zufolge hätte der Anschlag auf der Strecke zwischen der Wohnung des Staatsanwalts und seinem Büro stattfinden sollen. Die italienischen Sicherheitsbehörden informierten sofort das Innenministerium, das daraufhin Gratteris Eskorte verstärkte. Auch die Ehefrau des Staatsanwalts und seine Kinder, die außerhalb Kalabriens studieren, wurden unter Polizeischutz gestellt.

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Die Anschlagspläne seien auf Clans zurückzuführen, die in den vergangenen Jahren durch Gratteris Ermittlungen stark unter Druck gesetzt wurden, nicht nur in Kalabrien, sondern auch in Südamerika und den USA. Der 63-Jährige zählt zu Italiens prominentesten Anti-Mafia-Experten. Seit 1989 lebt er unter Polizeischutz und ist seit Jahrzehnten im Kampf gegen die 'Ndrangheta engagiert.

Die Wurzeln dieser Gruppe reichen bis ins Jahr 1861 zurück. Weithin bekannt wurde die 'Ndrangheta in den 1980er- und 90er-Jahren durch eine Serie von Entführungen in ganz Italien. Auch die Entführung eines Enkels von US-Ölmilliardär John Paul Getty in den 70ern soll auf ihr Konto gehen.

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Richter Roberto Di Bella, der sich seit fast 30 Jahren mit der kalabrischen Mafia beschäftigt, nennt die 'Ndrangheta "die vielleicht mächtigste kriminelle Vereinigung der Welt". Sie sei jedenfalls die mit Sicherheit am weitesten verbreitete, nämlich auf allen fünf Kontinenten. Zu ihren Betätigungsfeldern gehören Drogenhandel, Erpressung, Geldwäsche und illegale Müllentsorgung. Dabei stützt sich die 'Ndrangheta - stärker als andere Mafia-Organisationen - auf Familienstrukturen und Blutsverwandtschaft. Diese Struktur sorgt für starken Zusammenhalt, "weil es nur wenige Abtrünnige gibt", wie Di Bella berichtet.