Österreichs Expert:innen treiben weltgrößtes Teleskop voran
Seit Jahren wird auch an den dazugehörigen Instrumenten - quasi die Netzhaut des ELT, wo das vom Riesenspiegel gesammelte Licht verarbeitet wird - getüftelt. Zwei davon mit österreichischer Beteiligung haben nun eine wichtige Hürde genommen.
METIS, eine Kamera und zugleich ein Spektrograph im mittleren Infrarotbereich, und das 20 Tonnen schwere hochauflösende Kamerasystem MICADO haben die abschließende Designprüfung bestanden, teilte die Expertengruppe A*, die von den Universitäten Wien, Innsbruck und Linz sowie dem Johann Radon Institut für Numerische und Angewandte Mathematik (RICAM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gebildet wird, in einer Aussendung mit. Beide Instrumente sollen bereits beim Start des weltweit größten optischen Teleskops - geplant 2028 - oder kurz danach in Betrieb gehen.
METIS und MICADO sind dabei die ersten beiden von insgesamt fünf am ELT geplanten Instrumenten. Nach der Designprüfung geht es jetzt in die Umsetzungsphase. "Die Instrumente werden gebaut, Teile gefertigt, Aufträge vergeben, etwa für die Stahlwände. Für uns in Österreich ist das das grüne Licht, dass wir mit dem Schreiben der Software anfangen dürfen", erklärte Kieran Leschinski vom Institut für Astrophysik der Universität Wien gegenüber der APA.
Die österreichische Beteiligung sei für die Entwicklung der Software für MICADO und METIS verantwortlich, die es ermöglichen werde, Ergebnisse aus den Rohdaten zu gewinnen, die direkt von den Instrumenten des Teleskops kommen. "Die Wiener und die Innsbrucker sind für die Datenverarbeitung beziehungsweise Datenaufbereitung zuständig, die Linzer an der Steuerungssoftware dran", so Leschinski: "Bisher war alles noch theoretisch, also nur am Papier und in Computermodellen. Jetzt fängt sozusagen die richtige Arbeit an."
Das Superteleskop der ESO wird derzeit in der chilenischen Atacama-Wüste auf der Spitze des Berges Armazones (3.046 Meter) gebaut. Sein Hauptspiegel wird einen Durchmesser von 39 Metern haben und sich aus rund 800 sechseckigen, beweglichen Spiegel-Elementen zusammensetzen. Das rund 1,3 Milliarden Euro teure Teleskop wird 20 Mal mehr Licht einfangen können als bisherige Geräte. Das ELT soll ermöglichen, die schwächsten und entferntesten Objekte im Kosmos zu beobachten - von den ersten Galaxien, die sich nach dem Urknall gebildet haben, bis hin zu potenziell bewohnbaren Exoplaneten.
METIS kann den Angaben zufolge durch Staub- und Gaswolken blicken, beispielsweise um supermassereiche Schwarze Löcher zu untersuchen, die Stern- und Planeten-Entstehung nachvollziehbar machen und hat die Designphase schon im Mai abgeschlossen. Durch seine hochauflösenden Infrarotbilder und -spektren lassen sich zudem Exoplaneten und ihre Atmosphären, etwa in Hinblick auf Temperatur, Wetter und chemische Zusammensetzung, in enormer Detailgenauigkeit untersuchen.
Für MICADO erfolgte die Designfreigabe erst kürzlich. Die Kamera werde unter anderem Bilder von Sternsystemen in nahen Galaxien, Exoplaneten und schwarzen Löchern liefern. Die stattliche Größe des Systems mit einem Gewicht von 20 Tonnen und einer Höhe von sechs Metern soll eine hohe Präzision und Stabilität gewährleisten. Zwischen den Instrumenten kann übrigens innerhalb von Minuten umgeschaltet werden.
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