APA - Austria Presse Agentur

Neue Corona-Beschränkungen in Deutschland in Kraft getreten

In Deutschland sind mit dem Montag überall härtere Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Kraft getreten.

Unter anderem ist der gemeinsame Aufenthalt in der Öffentlichkeit nur noch Menschen aus zwei Hausständen erlaubt, höchstens aber zehn Menschen. Gesundheitsminister Jens Spahn rief die Bürger eindringlich zur deutlichen Reduzierung ihrer Kontakte auf. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft erwartet einen Rekord an intensivmedizinisch versorgten Patienten.

Eine Vielzahl von Betrieben und Einrichtungen wie Opern, Theater, Schwimmbäder und Fitnessstudios muss ähnlich wie in Österreich ab Dienstag geschlossen bleiben. Restaurants sind nur noch der Außer-Haus-Verkauf und die Lieferung von Speisen erlaubt. Übernachtungsangebote für touristische Zwecke sind untersagt.

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Der Einzelhandel hingegen kann seine Geschäfte weiterhin öffnen. Auch Schulen und Kindertagesstätten bleiben offen. Die Maßnahmen gelten zunächst bis Ende November; Mitte des Monats wollen Bund und Länder eine Zwischenbilanz ziehen. Einige Bundesländer weichen in Details von dem vereinbarten Maßnahmenkatalog ab.

Kurz vor Inkrafttreten des Teil-Lockdowns sagte Spahn am Sonntagabend im ZDF-"heute-journal": Um angemessen mit der "Jahrhundertsituation" der Corona-Pandemie umzugehen, sei eine "nationale Kraftanstrengung im November" nötig. Damit Kindertagesstätten und Schulen offen bleiben könnten, müssten die Kontakte anderweitig "umso mehr" verringert werden.

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Spahn zeigte sich zuversichtlich, dass wie durch den Lockdown im Frühling auch durch die Einschränkungen im November die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus deutlich verlangsamt werden könne. Von Vorteil sei, dass mittlerweile mehr über den Erreger und seine Verbreitung bekannt sei. "Wir können mit jedem Monat besser mit diesem Virus umgehen", sagte Spahn.

Die vergangenen Wochen mit den hohen Zahlen der Neuinfektionen in Deutschland hätten aber auch gezeigt, dass es ganz ohne staatliche Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie nicht gehe, betonte der Gesundheitsminister. So habe sich die Zahl der intensivmedizinisch betreuten Covid-19-Patienten in Deutschland in den vergangenen zwei Wochen verdreifacht.

Nach weiteren sogenannten Freihaltepauschalen befragt, bei denen die Spitäler die Betten für Corona-Patienten freihalten und damit auf Einnahmen aus Operationen verzichten, sagte Spahn im ZDF, die Kliniken müssten nicht auf Corona-bedingten Defiziten sitzen bleiben: "Wo wir nachsteuern müssen, werden wir nachsteuern."

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Vor knapp zwei Wochen hatte Spahn mitgeteilt, dass er sich selbst mit dem neuartigen Coronavirus infiziert hatte. Die Erkrankung habe bei ihm aber einen "sehr milden Verlauf" gehabt, sagte der Minister. Seit einigen Tagen sei er "symptomfrei". Die Infektion habe ihn noch demütiger im Umgang mit Corona und dankbarer für das deutsche Gesundheitssystem gemacht, sagte Spahn.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft rechnet damit, dass in zwei bis drei Wochen die Höchstzahl der Intensivpatienten vom April übertroffen werden. Dies lasse sich gar nicht mehr verhindern, sagte Verbandschef Gerald Gaß der "Bild"-Zeitung (Montagsausgabe). "Wer bei uns in drei Wochen ins Krankenhaus eingeliefert wird, ist heute schon infiziert." Gaß kündigte an, dass Pflegepersonal aus nicht-intensivmedizinischen Bereichen auf den Intensivstationen eingesetzt werden solle. Dies sei "natürlich nicht optimal, aber in einer solchen Ausnahmesituation zu rechtfertigen".

Bund und Länder bereiten sich bereits auf eine mögliche Überlastung von Krankenhäusern vor. Ein Papier des Bundesinnenministeriums, welches der Nachrichtenagentur AFP am Wochenende vorlag, umreißt eine "Konzeption für einen länderübergreifenden Patiententransport bei einem Worst-Case-Covid-19-Szenario".