APA - Austria Presse Agentur

Neue Ermittlungen zu Explosion im Hafen von Beirut von 2020

Bei den Ermittlungen zur Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut hat der zuständige Ermittlungsrichter Anklage gegen den libanesischen Generalstaatsanwalt Ghassan Oueidat und drei Richter erhoben. Wie am Dienstag aus Justizkreisen verlautete, wirft er ihnen und vier weiteren Beschuldigten unter anderem fahrlässige Tötung, Brandstiftung und Sabotage vor. Die libanesische Staatsanwaltschaft wies die Anklagen allerdings umgehend zurück.

Bei der Explosion von Hunderten Tonnen fahrlässig im Hafen gelagerten Ammoniumnitrats waren am 4. August 2020 ganze Stadtteile Beiruts dem Erdboden gleichgemacht worden. Mehr als 200 Menschen starben, 6.500 weitere wurden verletzt und rund 300.000 obdachlos.

Der Ermittlungsrichter Tarek Bitar hatte die Ermittlungen zu dem Unglück am Montag nach 13 Monaten Pause offiziell wieder aufgenommen. Er ermittelt gegen insgesamt 13 Verdächtige. Gegen fünf Beschuldigte hatte Bitar schon vor der Ermittlungspause Anklage erhoben, darunter der ehemalige Regierungschef Hassan Diab und ehemalige Minister.

Unter den neuen Angeklagten sind auch der Direktor der libanesischen Sicherheitsbehörde, Abbas Ibrahim, und der Leiter der Staatssicherheit, Tony Saliba, wie bereits am Montag bekannt geworden war. Generalstaatsanwalt Oueidate hatte den Justizangaben zufolge im Jahr 2019 eine Untersuchung überwacht, bei der es um Risse in dem Lagerhaus ging, in dem das Ammoniumnitrat ohne Schutzvorkehrungen gelagert worden war.

Die Ermittlungen zu der Katastrophe waren von Beginn an systematisch behindert worden. Im Dezember 2021 hatte Bitar die Ermittlungen vorerst gestoppt, nachdem mehrere Politiker Klagen gegen ihn eingereicht hatten. Vor allem die einflussreiche Hisbollah hatte dem Richter Voreingenommenheit vorgeworfen und seine Absetzung gefordert. Eine internationale Untersuchung lehnen die libanesischen Behörden bis heute ab.