APA - Austria Presse Agentur

Neue Werk X-Saison: Terror, Testosteron und Machtmissbrauch

Von Testosteron bis Terror, vom Menschsein zum Machtmissbrauch: Das Themenspektrum der neuen Spielzeit im Werk X ist breit gefächert. Als Motto setzt man heuer auf "The Art of Being Many", gemeint ist Vielfalt genauso wie Vielstimmigkeit. Auf dem Programm stehen unter anderem das erste abendfüllende Stück von Tex Rubinowitz sowie die Dramatisierung von Fatih Akins Film "Aus dem Nichts". Im Hof vor dem Werk X setzt man unterdessen auf Urban Gardening.

Den Auftakt macht am 17. September die Dramatisierung des Romans "Testo Junkie" des spanischen Philosophen und Queer-Theoretikers Paul B. Preciado, der sich mit der Frage nach pharmazeutisch hergestellter Geschlechtlichkeit auseinandersetzt. Inszeniert wird die Uraufführung von Christine Eder, die vor einigen Jahren am Haus auch die Nestroy-prämierte "Proletenpassion" auf die Bühne brachte. "Es ist die Geschichte einer Frau, die ein Selbstexperiment macht und mithilfe von Testostern ein Mann werden will, dann aber merkt, dass sie auch kein Mann sein will, sondern beides", fasste Eder den Plot im Rahmen der Pressekonferenz am Freitag zusammen. Sie sei begeistert von dieser "individuellen Geschichte einer Transition, die zugleich ein Abriss über Jahrzehnte der Pornografie, Popgeschichte, Pharmaindustrie aber auch des Neoliberalismus ist". Herausgekommen sei kein klassisches Theaterstück, sondern mehr "ein Pamphlet, ein Manifest und eine Behauptung".

Bereits eine Woche später (25. September) feiert die nächste Adaption Premiere, wenn Hausherr Ali M. Abdullah sich dem Thema des rechten Terrors widmet und Fatih Akins Oscar-nominierten Streifen "Aus dem Nichts" auf die Bühne bringt. "Der große Migrantenroman des 19. Jahrhunderts, der zugleich eine sozialkritische Anklage gegen den Kapitalismus ist", folgt am 29. Oktober mit der Neubearbeitung von John Steinbecks "Früchte des Zorns": Für die Inszenierung verantwortlich zeichnet mit Harald Posch der zweite Hausherr. Einen genuinen Theatertext gibt es schließlich am 16. Dezember zu erleben, wenn Ursula Leitner das erste abendfüllende Stück von Tex Rubinowitz auf die Bühne bringt. "Es geht um Identitätskonflikte und die Frage: Wie fängt man ein Stück an, wie fängt man sein Leben an?", gab die Regisseurin Einblick in das Werk.

Im neuen Jahr - für das das Haus im Übrigen noch keine Förderzusage hat - erwartet das Publikum eine "Konzertinstallation" von und mit Schorsch Kamerun mit dem Titel "Herrschaftszeiten (noch mal?)". Darin will der Sänger der Hamburger Punkband Die Goldenen Zitronen Machtverhältnisse von früher ("K.u.K. = Kaiserlich und Königlich") und heute ("S.u.K. = Sebastian und Kurz") hinterfragen. Premiere ist am 17. Februar. Am 7. April steht mit "Weiberrat. Eine Machtergreifung" von Nina Gühlstorff schließlich noch eine Uraufführung auf dem Programm, thematisch widmet man sich "frauenpolitischen Erfolgen und Rückschlägen", wie es in der Ankündigung heißt.

Neben den sechs Eigenproduktionen stehen auch noch eine Reihe an Koproduktionen und Kooperationen auf dem Programm, darunter mit Toxic Dreams, dem aktionstheater ensemble und den Wiener Wortstaetten. Eine Installation des Bühnenbildners und Malers Daniel Sommergruber mit dem Titel "Der Oswald-Garten" findet sich neuerdings im Hof vor dem Theater: Mittels Hochbeeten, die umliegenden Bewohnerinnen und Bewohnern zur Verfügung gestellt werden, soll ein "völlig milieu- und kulturübergreifender Austausch" entstehen, wie es am Freitag hieß.

Vorgestellt wurde bei der Pressekonferenz auch das Spielzeitprogramm des Werk X-Petersplatz, wo mehr als ein Dutzend Premieren angesetzt sind. Den Anfang macht am 11. September "Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft" nach Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch in der Regie von Alireza Daryanavard. Zu den weiteren Produktionen zählen u.a. die sich um eine Stasi-Akte drehende Produktion "Who the fuck is Helga" von Bärbel Strehlau (Premiere am 24.9.), "Herostrat" von Jean-Paul Sartre (Regie: Kai Krösche, 28.10.), das Musical "Horses" von Johannes Schrettle und Imre Lichtenberger Bozoki (10.12.) oder "Frühlings NEUerwachen" nach Frank Wedekind (Regie: Anna Erdeos, 11.3.2022).

Insgesamt zeigte man sich optimistisch, die Saison wie geplant spielen zu können. "Wir beobachten die Corona-Zahlen jeden Tag", erklärte Abdullah auf APA-Nachfrage. "In den letzten drei Wellen haben wir ja alle Stationen durchgespielt. Falls wieder Maßnahmen kommen, haben wir alle Konzepte in der Schublade."

(S E R V I C E - https://werk-x.at)