APA - Austria Presse Agentur

Neuer Bischof Chalupka hofft auf Zeichen der Regierung

Der am Samstagabend zum künftigen Bischof der Evangelischen Kirche gewählte Michael Chalupka will das Vertrauen zwischen seiner Kirche und der Bundesregierung wieder herstellen. Es sei (von Regierungsseite, Anm.) "viel Vertrauen verspielt worden", sagte er mit Blick auf die Karfreitags-Debatte. "Dringlichste Aufgabe" aber werde es zunächst sein, den eigenen Gläubigen zuzuhören, betonte er.

Der langjährige Diakonie-Direktor Chalupka, der im September die Nachfolge von Michael Bünker antreten wird, erklärte nach seiner Wahl, es sei in der Debatte um den Karfreitag "viel Vertrauen verspielt worden". "Ich erwarte mir - und bin auch gesprächsbereit -, dass hier auch ein Zeichen gesetzt wird vonseiten der Bundesregierung, dass wieder Vertrauen hergesellt wird. Wir können die unsäglichen Aussagen hinter uns lassen", man müsse aber wieder dorthin zurückkommen, wo man vor der Debatte rund um den Karfreitags-Feiertag war.

Chalupka erinnerte an die Worte des ehemaligen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger, der erklärt hatte, die evangelische Kirche sei "ein wichtiger Teil der österreichischen Gesellschaft". "Das war ein Wendepunkt, etwas, worauf diese Kirche Jahrhunderte, Jahrzehnte gewartet hat, und das scheint ein bisschen infrage gestellt. Das würden wir gerne wieder hören - und am liebsten ein Zeichen sehen. Wie das aussehen könnte, das ist Aufgabe der Bundesregierung." Auch wenn die evangelische Kirche zahlenmäßig eine Minderheit darstellt, so müsse sie ernst genommen werden, gab der künftige Bischof zu verstehen: "Drei bis vier Prozent ist in Prozenten wenig, aber doch eineinhalb mal Graz. Man könnte ja auch nicht sagen, alle Grazer sind uns wurscht", sagte er.

Zu Beginn seiner Amtsperiode werde es allererstes Ziel sein, "möglichst viel zuzuhören, möglichst viel zu sehen von dieser Vielfalt, die unsere Kirche ausmacht. Das ist das Schöne, manchmal auch das Schwierige", denn es gebe viele Strömungen, "die ein buntes Bild der Vielfalt ergeben". Dies sei aber auch "ein Zeichen, dass Vielfalt lebbar ist und in Einheit doch ausgehalten und gefeiert werden kann", so der 58-Jährige.

Widmen will sich Chalupka auch weltumspannenden Problemen, konkret dem Klimawandel: "Wir wissen aus der Klimaforschung, wenn wir es nicht schaffen, in den nächsten zwölf Jahren die CO2-Belastung zu reduzieren, dass dann unumkehrbare Dynamiken entstehen. Da genügt es aber nicht nur, als evangelische Kirche zu mahnen und daran zu erinnern. Es braucht auch entschiedene Schritte in der Führung der Pfarrgemeinden, der Kirchen, der Institutionen", will er auch konkrete Schritte in den evangelischen Gemeinden setzen. "Es sind schon viele Schritte getan worden, in der Nachhaltigkeit, bei der Mobilität, bei der Energienutzung, aber das ist ein Prozess, der noch lange nicht zu Ende ist." Denn wenn man in der theologischen Frage der Bewahrung der Schöpfung glaubwürdig bleiben will, müsse man hier handeln.

Seine Wahl habe auch gezeigt, was die evangelische Kirche ausmacht, sprach Chalupka die langwierige Entscheidungsfindung bei der Sitzung der Synode am Samstag an. Nämlich, "dass sie (die Kirche, Anm.) demokratisch verfasst ist, dass sie eine Vielfalt hat, eine Vielfalt auch der Angebote der Kandidaten, die diese Kirche darstellen und repräsentieren". Dabei seien "alle Gaben, die von den verschiedenen Kandidaten eingebracht werden", wertvoll, betonte er. Diese in der evangelischen Kirche gelebte Vielfalt werde auch gesamtgesellschaftlich dringend gebraucht, meinte Chalupka.