APA - Austria Presse Agentur

Neuer DÖW-Chef sieht bei FPÖ Rechtsextremismus-Problem

Andreas Kranebitter, der neue Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW), sieht bei der FPÖ im Kern und nicht nur an den Rändern ein "Rechtsextremismus-Problem". Kritik übte er auch an der ÖVP wegen der Zusammenarbeit mit der FPÖ in Niederösterreich. Der studierte Soziologe und Politikwissenschafter hat mit dem heutigen 1. April die Leitung des DÖW übernommen.

Kranebitter verwies darauf, dass die FPÖ den Begriff der Volksgemeinschaft in ihrem Parteiprogramm habe, der auch Teil der Kernideologie des Nationalsozialismus war. Außerdem würden Distanzierungsbemühungen praktisch nicht mehr vorkommen. Die FPÖ sei am rechten Rand so weit offen, dass Funktionäre mit Identitären gemeinsam auf Demonstrationen auftreten oder es teilweise eine personelle Verschmelzung gebe.

Den vom Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, verwendeten Begriff der "Kellernazis" für die FPÖ Niederösterreich bezeichnete Kranebitter zwar als "eher polemischen Ausdruck". Er treffe aber doch das "codierte Sprechen", dass man im Keller anders spreche als an der Oberfläche. Und wenn der Widerstandskämpfer Franz Jägerstätter als Verräter bezeichnet werde, dann sollte man eine solche Diffamierung schon ernst nehmen.

Dass die ÖVP in Niederösterreich ein Arbeitsübereinkommen mit der FPÖ geschlossen hat, kritisierte der neue DÖW-Leiter. Er attestierte der ÖVP zwar ein "ernstzunehmendes Interesse an erinnerungspolitischen Themen", aber er sei schon "persönlich überrascht", wie sehr die ÖVP bereit sei, "über Dinge hinwegzusehen, über die man nicht hinwegsehen sollte".