APA - Austria Presse Agentur

Amnesty International: Neuer Grad an Polizeigewalt gegen MigrantInnen in Kroatien

Amnesty International wirft der kroatischen Grenzpolizei ein bisher nicht gesehenes Maß an Brutalität im Umgang mit Flüchtlingen und MigrantInnen vor. Menschen, die über die Grüne Grenze aus Bosnien kommen und dabei ertappt werden, würden derart geschlagen und getreten, dass sie häufig komplizierte Knochenbrüche und schwere Wunden am Kopf erlitten, so die Menschenrechtsorganisation.

Die Organisation beruft sich auf die Darstellungen von 16 PakistanerInnen und AfghanInnen, die Opfer von Misshandlungen wurden, sowie auf die Aussagen von ÄrztInnen in Bosnien, die sie behandelten. Schon bisher sind irreguläre Grenzgänger in Kroatien misshandelt und nach Bosnien zurückgeschickt worden. Mit Blick auf die jüngsten Verletzungen spricht Amnesty allerdings von einer massiven Eskalation.

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Die Organisation berichtet von einem jungen Mann, der sich derzeit nur im Rollstuhl fortbewegen könne. Andere hätten ganze Gliedmaßen in Gipsverbänden. Einige Asylsuchende behaupteten, dass ihnen die kroatischen GrenzpolizistInnen unter Gelächter Ketchup und Mayonnaise in die ihnen zugefügten Kopfwunden geschüttet hätten.

Amnesty konfrontierte das kroatische Innenministerium mit den jüngsten Vorwürfen. Dieses habe bisher nicht darauf reagiert, schrieb die Organisation. In der Vergangenheit hatte Kroatien derartige Berichte stets zurückgewiesen.

BeobachterInnen in Zagreb gehen davon aus, dass das EU-Land mit besonderer Härte gegen irreguläre GrenzgängerInnen vorgehe, weil es seit Jahren darauf wartet, in die Schengen-Zone aufgenommen zu werden, die TouristInnen ein Reisen ohne Grenzkontrollen ermöglicht. Mit Härte soll offenbar gegenüber den EU-Partnern nachgewiesen werden, dass das Land fähig ist, die EU-Außengrenze zu schützen. Bosnien und Kroatien liegen auf einem Nebenpfad der sogenannten Balkanroute, über die Flüchtlinge und MigrantInnen nach Zentral- und Westeuropa zu gelangen versuchen.