APA - Austria Presse Agentur

Neues Hotel Motto: "Paris trifft Wien der 1920er-Jahre"

Seit wenigen Tagen ist das Hotel Motto in der Wiener Mariahilfer Straße geöffnet und schon hat die "New York Times" darüber berichtet. Die von dem Architekten Arkan Zeytinoglu aufgesetzte Dachkuppel, unter der ein öffentlich zugängliches Restaurant und eine Bar untergebracht sind, sei "ein architektonisches Meisterstück", lobte Bauherr Michael Tojner, dessen WertInvest den Umbau des ehemaligen Hotels Kummer verantwortet hat, am Dienstag bei einem Pressegespräch.

2014 habe er das 1870 gebaute Traditionshotel gekauft, so Tojner. "Schon meine Mutter und mein Vater haben hier geschlafen." Sein Vater habe ihm gesagt, wenn es schon ein Hotel sein müsse, dann nicht das Intercontinental, sondern das Hotel Kummer, erzählte der Investor schmunzelnd und schilderte auf Nachfrage den Stand des umstrittenen Heumarkt-Projekts rund um den Umbau des Intercontinental so: "Wir haben uns darauf eingelassen, das Projekt noch einmal zu überarbeiten, um einen Kompromiss zu erzielen, der für die UNESCO akzeptabel ist." Man sei auf gutem Wege, ein Projekt zu erzielen, das "alle glücklich machen" könne und dennoch "eine architektonische Meisterleistung" sei. Die überarbeiteten Planungen sollen zu Jahresende oder Anfang des kommenden Jahres vorgelegt werden.

Das Hotel Motto sei "am Ende viel teurer, aber auch viel größer und besser geworden", sagte Tojner, der zum Gesamtinvestment keine Angaben machen wollte. Man sei "sehr vorsichtig mit der alten Architektur umgegangen", denn "was viel zu wenig im Immobiliengewerbe zu Geltung kommt, ist die Architektenschaft", die man "viel wichtiger und prominenter behandeln" müsse. Erhalten bleib die klassizistische Fassade des Gründerzeitbaus, der es in John Irvings Roman "The Hotel New Hampshire" geschafft hatte. Das Gebäude selbst wurde jedoch entkernt, sagte Architekt Zeytinoglu, dessen Büro 24.000 Arbeitsstunden für das Projekt aufgewendet hat. Sogar das historische Stiegenhaus habe aufgrund der strengen feuerpolizeilichen Vorschriften abgerissen werden müssen. Auch die ursprünglich geplante gläserne Kuppel sei atmosphärisch wie klimatechnisch nicht realisierbar gewesen, dennoch sei die angestrebte "Mischung aus 20er/30er-Jahren und Moderne" gelungen, zeigte er sich überzeugt.

"Die Idee war 'Paris trifft Wien der 1920er-Jahre', sagte Bernd Schlacher, der das Boutique Hotel Motto und die angeschlossene Bäckerei betreibt und auch manche ersteigerte Stücke des Pariser Riz Carlton in die Ausstattung integriert hat. "Es ist wahnsinnig gemütlich, spielt dennoch alle modernen Stückerln. Wir wollten einen Klassiker bauen, den es die nächsten 30, 40 Jahre geben soll oder noch länger." Die Buchungslage stimme ihn optimistisch. Am ersten Wochenende sei man zu 98 Prozent ausgelastet gewesen, diese Woche sei man zu rund 65 Prozent gebucht. "Ich bin sehr positiv gestimmt. Von Krise spüren wir nichts. Wir sind voll!"

Zu weiteren prominenten Projekten der als Bauherr, Investor, Bauträger und Immobilienentwickler agierenden WertInvest zählen das "Miet-Wohn-Produkt" (Tojner) Franzensgasse, wo man erst im Zuge der Prüfung eines Dachausbaus realisiert habe, dass sich hier auch die Wohnung der berühmten Architektin Margarete Schütte-Lihotzky befunden habe. Die nun unter Denkmalschutz gestellte Wohnung soll im Frühling 2022 als Museum zugänglich gemacht werden. "Es ist ein sehr unscheinbares Haus, Laien würden vielleicht sogar sagen: Schiach!", sagte Markus Kaplan von BWM Architekten, die für die WertInvest auch das Projekt Apartmenthaus Am Belvedere realisieren. Dabei wurde ein ehemaliges 1960er-Jahr-Bürohaus von Harry Glück, das sich bauphysikalisch in schlechtem Zustand befand, entkernt und umgebaut. "Das ist die nachhaltigste Art und Weise, Nachkriegsarchitektur einen entsprechenden Wert zuzugestehen: zu sagen, es wird nicht weggerissen, sondern darauf aufgebaut", so Kaplan, der zum neuen Erscheinungsbild anmerkte: "Das Gebäude erinnert an Tel Aviv, sollte aber nicht 1:1 wie die klassische Moderne ausschauen." Das umgebaute Gebäude beim Schwarzenbergplatz gewann im vergangenen Juni beim Wiener Stadterneuerungspreis bereits die Kategorie "Bravour Leistung".

Das Architekturbüro querkraft dagegen realisiert das neue Headquarter des Batteriekonzerns Varta, wo Tojner Aufsichtsratsvorsitzender und Mehrheitseigentümer ist. Im deutschen Ellwangen wird ab Anfang 2022 am alten Standort dafür ein neues Bürogebäude errichtet. "Wir haben versucht, mit dem Gebäude auf Dynamik und Wachstum zu reagieren, einfach und pragmatisch", sagte Fabian Kahr von querkraft und hob die "strukturelle Einfachheit" des Entwurfes hervor. Auch am Wiener Varta Haus auf der unteren Mariahilfer Straße, auf dem die große "Tomorrow"-LED-Installation von Arnold Reinthaler prangt, sei ihm "Kunst eine Herzensangelegenheit", sagte Tojner. "Ich kann durch 10, 15 Prozent Mehrkosten ein angenehmes Arbeitsklima schaffen."

Warum die Immobilienbranche generell ein schlechtes Image habe, wurde Michael Tojner abschließend gefragt. "Viele Leute haben heute Schwierigkeiten, eine Wohnung zu kaufen oder zu mieten. Die Preise sind extrem gestiegen", sagte er und gab zu, in der Branche sei "auch schnelles Geld zu machen": "An den steigenden Preisen haben einige verdient."