Neues Programm gibt wohnungslosen Menschen ein Zuhause

Wohnungs- und Obdachlosigkeit betrifft in Österreich rund 20.000 Personen
Im Kampf gegen Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Österreich hat das Sozialministerium am Montag ein neues Projekt vorgestellt. Mit dem bundesweiten Programm "Housing First" sollen 2.500 Betroffene in den kommenden zwei Jahren eine eigene Wohnung bekommen. Dazu werden insgesamt 1.200 Wohnungen von gemeinnützigen Bauvereinigungen und privaten Anbietern vermittelt, wie es in einer Aussendung hieß.

Zudem werde die Zahl der Beratungsstellen im ganzen Land aufgestockt. Das nun vorgestellte Programm folgt ab Oktober auf das seit 2021 laufende Projekt "housing first österreich - zuhause ankommen" der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, BAWO. Über 1.800 wohnungslose Menschen konnten seither 945 leistbare Wohnungen beziehen, hieß es aus dem Ministerium. Das Projekt wurde mit rund zwölf Millionen Euro gefördert.

Bis Ende 2026 will das Sozialministerium nun 20 Millionen Euro bereitstellen. "Obdach- oder wohnungslose Menschen erleben eine der schlimmsten Formen von Armut. Mit dem neuen Programm können wir künftig mehr Menschen eine Perspektive für ein selbstständiges Leben geben", sagte Sozialminister Johannes Rauch (Grüne).

In Österreich sind laut aktuellen Zahlen rund 20.000 Frauen und Männer von Obdach- und Wohnungslosigkeit betroffen. Der Kampf gegen die Wohnungslosigkeit wurde im vergangenen Jahr erstmals gesetzlich verankert, somit ist die Finanzierung langfristig gesichert.

Mit der neuen Initiative soll weiterhin auf bestehende Strukturen und Einrichtungen gesetzt werden: Sozialorganisationen, die Betroffene vor und nach dem Einzug in eine eigene Wohnung beraten und betreuen, können ihre Arbeit fortsetzen. Allerdings soll laut Angaben des Sozialministeriums das Netz an Beratungseinrichtungen im ganzen Land ausgebaut werden. Organisationen und Vereine, die Interesse an einer Mitwirkung haben, können sich für eine Teilnahme am Programm bewerben.

Das Programm orientiert sich am international erfolgreichen "Housing First"-Prinzip: Statt in Notquartieren oder Übergangseinrichtungen unterzukommen, sollen Betroffene direkt eine eigene Wohnung erhalten. Sie unterschreiben selbst den Mietvertrag und müssen auch selbst die Miete bezahlen. Kaution und Finanzierungsbeiträge werden vom Programm übernommen. Die hohen Fixkosten zu Beginn eines Einzugs können wohnungs- oder obdachlose Personen oft nicht selbst stemmen. Eine individuelle "Startunterstützung" von bis zu 800 Euro soll beim Umzug oder bei ersten Anschaffungen helfen. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter stehen den Betroffenen weiter zur Seite.

"Wohnen ist ein Grundrecht. Obdach- und Wohnungslosigkeit ist in einem Land wie Österreich nicht hinzunehmen", so Rauch. Die Geschäftsführerin vom Verein "Housing First Österreich" sieht in dem Programm einen großen Wurf, der auch einen zusätzlichen Effekt hat: Neue Zielgruppen würden angesprochen werden. "Besonders verdeckt wohnungslose Frauen nehmen diese Unterstützung gerne an", sagte Emine Özkan. "Wir gehen damit in Österreich einen weiteren Schritt weg davon, Wohnungslosigkeit zu verwalten. Wir beenden sie nachhaltig", so Özkan.

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