APA - Austria Presse Agentur

Nordkorea bestätigte Raketentest unter Aufsicht von Kim

Unter der Aufsicht von Machthaber Kim Jong-un hat Nordkorea nach eigenen Angaben Langstrecken-Mehrfachraketenwerfer und taktische Lenkwaffen getestet. Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA meldete am Sonntag, die Übung habe am Samstag stattgefunden. Pjönjang bestätigte damit südkoreanische Berichte über einen Raketentest des kommunistischen Nordens.

Nordkorea feuerte demnach erstmals seit über einem Jahr eine Kurzstreckenrakete ab. US-Präsident Donald Trump zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass Kim sich an seine Zusagen halten werde. Das deutsche Auswärtige Amt sprach hingegen von einer "Provokation".

Laut KCNA sollten bei der von Kim beaufsichtigten "Angriffsübung" die "Betriebsfähigkeit und Genauigkeit von großkalibrigen Langstrecken-Mehrfachraketenwerfern sowie von taktischen Lenkwaffen" geprüft werden. Die Tests hätten über dem Ostmeer beziehungsweise Japanischen Meer stattgefunden. Kim habe zudem "die Kampfleistung von Waffen und Ausrüstung" begutachtet und die Soldaten an die "eiserne Wahrheit" erinnert, "dass wahrer Frieden und Sicherheit nur durch machtvolle Stärke gesichert und garantiert" seien.

Südkoreas Generalstab hatte am Samstag gemeldet, der Norden habe "eine Reihe von Kurzstreckenprojektilen" abgefeuert. Die Geschoße seien 70 bis 200 Kilometer weit geflogen und ins Ostmeer beziehungsweise Japanische Meer gestürzt. Zunächst hatte der Generalstab von einer "unidentifizierten Kurzstreckenrakete" gesprochen.

In einer Reaktion auf die südkoreanischen Angaben schrieb Trump im Kurzbotschaftendienst Twitter, zwar sei "auf dieser sehr interessanten Welt" alles möglich. Er glaube aber, dass Kim sich des "großen wirtschaftlichen Potenzials" Nordkoreas bewusst sei und dieses nicht beschädigen wolle.

Kim wisse, dass er - Trump - auf seiner Seite sei, und wolle "sein Versprechen an mich nicht brechen". Es werde zu einer Einigung zwischen den beiden Staaten kommen, sagte der US-Präsident mit Blick auf die zuletzt gescheiterten Gespräche über Nordkoreas Atomwaffenprogramm.

Kim hatte sich bei einem Gipfeltreffen mit Trump im vergangenen Jahr in Singapur grundsätzlich auf eine Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel verständigt. Konkrete Schritte wurden allerdings nicht vereinbart.

Ihren zweiten Gipfel im Februar in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi brachen Kim und Trump ergebnislos ab. Nordkorea hatte eine Aufhebung der Sanktionen gefordert, über eine Gegenleistung Pjöngjangs wurde aber keine Einigung erzielt. Experten zufolge versucht Pjöngjang nun, in den festgefahrenen Atomverhandlungen den Druck zu erhöhen.

Die Bundesregierung kritisierte die neuerlichen Raketenabschüsse scharf. Diese stellten "eine Provokation dar - in einer Phase, in der die internationale Gemeinschaft von Nordkorea konkrete Schritte zur Aufgabe seines Raketen- und Nuklearwaffenprogramms erwartet", erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Zugleich begrüßte er, dass Trump weiterhin bereit sei, "den Verhandlungsprozess trotz dieser Provokation fortzusetzen".

Der Präsidentenpalast in Seoul erklärte, das Abfeuern der Geschoße verstoße gegen ein militärische Abkommen, das die beiden Länder im vergangenen Jahr unterzeichnet hätten. Die Regierung sei "sehr besorgt".

Den letzten nordkoreanischen Raketentest hatte es im November 2017 gegeben. Im vergangenen Jahr nahm Nordkorea keinen Raketen- oder Atomtest vor, stattdessen fanden erstmals Gipfeltreffen zwischen Kim und Trump sowie mit Südkoreas Präsident Moon Jae-in statt.

Erst am Freitag hatte Südkoreas Außenminister Kang Kyung Wha von Nordkorea "sichtbare, konkrete und substanzielle" Schritte der Denuklearisierung gefordert, wenn es eine Lockerung der Sanktionen wolle. Zuvor hatte Nordkoreas Vize-Außenminister Choe Son Hui Washington vor einem "unerwünschten Ergebnis" gewarnt, wenn es nicht seine Haltung zu Wirtschaftssanktionen anpasse.

Das international isolierte Nordkorea hat offenbar mit massiven wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Laut einem Bericht, den die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) und das Welternährungsprogramm (WFP) am Freitag in New York vorstellten, hat die Regierung die Lebensmittelrationen für Millionen hilfsbedürftige Einwohner drastisch reduziert. Statt täglich 380 Gramm pro Person gebe es seit Jänner nur noch 300 Gramm.