APA - Austria Presse Agentur

Nordkorea setzt Waffentests fort

Nordkorea hat nach Angaben Südkoreas bei einem neuen Waffentest zwei Projektile in Richtung offenes Meer abgefeuert.

Die Geschoße seien am Donnerstag von einer Gegend um Yonpo an der Ostküste abgeschossen worden, teilte der Generalstab in Südkorea mit. Nordkorea hatte in den vergangenen Monaten trotz Verboten durch UNO-Resolutionen mehrfach solche Raketen gestartet. 

Bei dem jüngsten Test flogen die Projektile den südkoreanischen Angaben zufolge Richtung Japanisches Meer (in Korea Ostmeer genannt). Demnach flogen die Projektile 380 Kilometer weit. Sie hätten eine Höhe von bis zu 97 Kilometern erreicht. Zusammen mit den USA würden die Tests weiter analysiert, hieß es. Südkoreas Militär beobachte die Situation für den Fall, dass weitere Tests erfolgen könnten. In Yonpo befindet sich ein Militärflugplatz.

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Südkoreas Militär äußerte Kritik wegen des neuen Tests. Ein hoher Offizier des Generalstabs rief das Nachbarland im Norden auf, "solche Aktionen sofort zu unterlassen".

Bereits am Montag hatte Südkorea das Nachbarland wegen einer Artillerieübung nahe der innerkoreanischen Seegrenze kritisiert. Südkorea warf Pjöngjang vor, gegen ein bilaterales Militärabkommen vom September des vergangenen Jahres verstoßen zu haben. Nordkorea müsse jede militärische Aktion in der Grenzregion stoppen.

In der Region herrscht derzeit wieder größere Unsicherheit wegen ausgebliebener Fortschritte im Streit um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm. Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe sprach im Zusammenhang mit dem Waffentest am Donnerstag von einer ernsten Bedrohung nicht nur für sein Land, sondern auch für die Völkergemeinschaft. Laut dem japanischen Verteidigungsministerium drangen die Raketen aber nicht in den Luftraum über Japan oder seiner exklusiven Wirtschaftszone ein.

Japan habe bei Nordkorea wegen des Waffentests protestiert, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf einen hochrangigen Beamten des Außenministeriums. Der Protest sei an die nordkoreanische Botschaft in Peking übermittelt worden. US-Präsident Donald Trump hatte die von Nordkorea betriebenen Raketentests zuletzt heruntergespielt.


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Pjöngjang treibt seit Jahren die Entwicklung von Raketen voran, die mit Atomsprengköpfen ausgerüstet werden könnten. Deswegen wurden harte internationale Sanktionen verhängt.

Die Führung in Nordkorea hatte zuletzt in mehreren Erklärungen deutlich gemacht, an neuen Atomgesprächen mit den USA nicht interessiert zu sein, solange Washington keine neue Vorschläge mache. Die Verhandlungen stagnieren seit dem gescheiterten Gipfeltreffen von Trump mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un im Februar in Vietnam. Beide Seiten konnten sich nicht über den Abbau der nordkoreanischen Atomwaffen einigen.

Pjöngjang verlangt eine Aufhebung der Sanktionen. Die US-Regierung will die Sanktionen jedoch bisher beibehalten, solange das mit dem nordkoreanischen Atomprogramm verbundene Risiko nicht gebannt ist. Kim hat den USA eine Frist für neue Gespräche über eine atomare Abrüstung der koreanischen Halbinsel bis Jahresende gesetzt. Die Verhandlungen liegen komplett auf Eis, seit Nordkorea Gespräche auf Arbeitsebene Anfang Oktober abgebrochen hatte. Eine Einladung des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in zu einem regionalen Gipfeltreffen schlug Kim zuletzt aus.

Der Abschuss erfolgte um 16.59 Uhr Ortszeit - und somit zu Beginn des Thanksgiving-Feiertages in den USA. Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren hatte Nordkorea erstmals seine Interkontinental-Rakete vom Typ Hwasong-15 getestet, die nach Einschätzung von Experten das Festland der USA erreichen kann. Im Oktober hatte Nordkorea nach eigenen Angaben eine Mehrfach-Raketenabschussrampe erfolgreich getestet.