APA - Austria Presse Agentur

Norwegen produziert immer mehr Öl

Der Klimakrise zum Trotz wächst Norwegens Ölsektor rasant. "Wir sehen einen Investitionsboom", sagte Wirtschaftsprofessor Diderik Lund am Donnerstag der norwegischen Nachrichtenagentur NTB. Den Grund dafür sieht er in einer angekündigten Steueränderung. Ab 2022 unterstützt der Staat nicht mehr Gesellschaften, die nach Öl suchen. Das habe dazu geführt, dass man in der Ölindustrie nun Vollgas gegeben habe, so Lund.

Es sei damit zu rechnen, dass in den nächsten Jahren mindestens 40 Projekte klar für den Ausbau sein werden. In den vergangenen fünf Jahren wurden insgesamt 344 neue Explorationslizenzen vergeben, die Gebiete umfassen, in denen bereits Ölaktivitäten im Gange sind. Darüber hinaus haben Ölkonzerne in den letzten drei Lizenzrunden 26 Förderlizenzen erhalten, darunter auch in Seegebieten, in denen es zuvor keine Aktivität gegeben hat. Im Jänner sollen neue Lizenzen vergeben werden, berichtete NTB.

Während Norwegen seine Ölproduktion ausbaut, hat die Internationale Energieagentur (IEA) Berechnungen aufgestellt, die zeigen, dass es keinen Raum für weitere neue Öl- und Gasfelder gibt, wenn die globale Erwärmung unter 1,5 Grad gehalten werden soll. Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Støre erklärte, Norwegen werde seine Ölproduktion umstellen und nicht abstellen.

Die vermehrte Ölförderung kann die Umstellung auf grüne Energie aber auch erschweren, meinte Ådne Cappelen, Forscherin beim Statistischen Zentralbüro Norwegens. Die Ölindustrie und grüne Industrien wie Offshore-Wind und Hydrogen konkurrierten um die gleichen Arbeitskräfte. "Je länger man die Ölindustrie am Leben hält, desto schwieriger wird es, Fachkräfte für die grüne Industrie zu gewinnen", sagte sie der Agentur NTB.

Norwegens Ölproduktion deckt nach Angaben der Branchenorganisation Norsk Petroleum rund zwei Prozent der weltweiten Nachfrage nach Rohöl. Derzeit sind 90 Felder in Produktion.