APA - Austria Presse Agentur

Novartis-Spitze versucht in Sachen Sandoz zu beruhigen

Nach der Ankündigung des Pharmakonzerns Novartis, die Generikatochter Sandoz einer strategischen Prüfung zu unterziehen, ist die Konzernspitze in Bezug auf den Tiroler Sandoz-Standort Kundl/Schaftenau weiter um Beruhigung bemüht. Es gebe noch "keine Tendenz", welches Resultat am Ende dieser Prüfung stehen wird, sagte Michael Kocher, Novartis-Präsident in Österreich, im APA-Gespräch. Man könne aber ausschließen, dass es "im Moment Diskussionen um Schließungsszenarien gibt".

Es gehe vielmehr darum, "unterschiedliche Optionen zu evaluieren" und "nachhaltiges Wachstum zu garantieren": "Nicht mehr und nicht weniger. Das ist ein normaler Prozess". Es gebe keinen Grund zur Besorgnis. "Es ist genauso wahrscheinlich, dass das Generika-Geschäft Teil der Novartis-Gruppe bleibt wie Kapitalmarktoptionen oder Fusionen", betonte Kocher. Auch ein möglicher Verkauf sei eine dieser Optionen. Jedenfalls werde es - wie bereits kommuniziert - bis Ende 2022 eine Entscheidung geben. Am Ende gehe es darum, eine "Wachstumsstrategie" für die Tochter Sandoz zu definieren: "Wir suchen einfach das Zuhause, das unserem Generika-Geschäft das bestmögliche Wachstum garantiert". Man könne jedenfalls nicht sagen, dass der Status quo in Bezug auf Sandoz nicht zufriedenstellend wäre.

Der Schweizer Konzern will den Wert von Sandoz für die Aktionäre maximieren. Zu diesem Zweck hatte das Management vergangene Woche eine strategische Überprüfung der Sparte lanciert. Die Optionen würden dabei von der Beibehaltung des Geschäfts innerhalb der Novartis-Gruppe bis hin zur vollumfänglichen Trennung reichen. Daraufhin wuchs in Tirol die Sorge um den Standort im Unterland.

Im vergangenen Jahr war beschlossen worden, knapp 150 Mio. Euro in Kundl/Schaftenau - einem Standort, in dem 4.500 der 5.000 Novartis-Beschäftigten in Österreich arbeiten - in die Penicillin-Produktion zu investieren. 2020 hatte es auch ein politisches Tauziehen um die Zukunft des Tiroler Standortes - und einziger Penicillinproduktion in Österreich und Europa - gegeben. Damit Novartis die Produktion nicht nach Asien verlagert, hatte die öffentliche Hand beschlossen, dem Unternehmen mit Förderungen in der Höhe von 50 Mio. Euro unter die Arme zu greifen.

Berichte, wonach bereits 25 Mio. Euro seitens der öffentlichen Hand geflossen seien, dementierte Kocher: "Bis Ende des Jahres werden maximal zehn Prozent der Förderungen ausbezahlt. Das entspricht auch den Plänen. Jede Ausschüttung findet zudem nur dann statt, wenn vorher Investitionen getätigt worden sind. Novartis geht also in Vorleistung". Eine Diskussion über eine Standortgarantie sei "verfehlt", so der Novartis-Österreich-Chef. Wozu man sich in einer Absichtserklärung aber verpflichtet habe, sei, dass man mindestens weitere zehn Jahre die Produktion in Österreich aufrecht erhalte. Darüber hinaus werde man auch am geplanten Investitionsprogramm nichts ändern. Und die Absichtserklärung bzw. der "letter of intent" würde auch im Falle eines neuen Eigentümers bzw. Besitzers gelten.

Von der Diskussion über die Überprüfung zu trennen sei die Frage der Attraktivität des Standorts Österreich für Generika: "Das muss man getrennt sehen. Das hat keinen Zusammenhang". Die Attraktivität ist laut Kocher derzeit "nur bedingt gegeben". "Es ist wichtig, dass es auch in Österreich für Generika Zugangsregelungen, Preisregelungen und Marktregelungen gibt, die es attraktiv machen, Generika auf den Markt zu bringen". Zudem drängte Kocher einmal mehr darauf, dass die mit 31. März auslaufende Preisband-Regelung für Generika verlängert wird. Der Konzern befürchtete sonst, dass das Preisniveau weiter sinken und eine kostendeckende Produktion nicht mehr möglich sein werde.