NR-Wahl 2024: ÖVP verteidigt in Tirol knapp Platz eins
Die Volkspartei vereinte laut vorläufigem amtlichen Wahlergebnis 31,19 Prozent der Wählerstimmen auf sich und fuhr ein Minus von 14,62 Prozentpunkten ein. Großer Wahlgewinner im "Heiligen Land" war wie in ganz Österreich die FPÖ, die mit 28,96 Prozent (2019: 14,69 Prozent) ihr historisch bestes Ergebnis im Bundesland erzielte. SPÖ und NEOS holten ein kleines Plus.
Damit kam die ÖVP bei der geschlagenen Nationalratswahl bei ihrem historisch schlechtesten Ergebnis zu liegen: Im Jahr 2008 mussten die "Schwarzen" ein Resultat von 31,11 Prozent hinnehmen. Bei der FPÖ verhielt es sich nahezu umgekehrt. Die Freiheitlichen hatten in der Ära Haider 1999 mit 28,01 Prozent ihr bestes Ergebnis eingefahren und dieses somit übertroffen.
Der ÖVP-Regierungspartner, die SPÖ, machte indes mit einem kleinen Plus auf sich aufmerksam. Die Sozialdemokraten konnten tirolweit 15,28 Prozent der Wählerschaft von sich überzeugen. Das waren um 2,26 Prozentpunkte mehr als bei der vergangenen Nationalratswahl vor fünf Jahren. Auch die NEOS glänzten mit einem Plus und kamen bei 10,45 Prozent zu liegen (2019: 8,86 Prozent). Die Grünen folgten in Tirol dem Bundestrend und halbierten sich nahezu. Die Öko-Partei erreichte 8,01 Prozent - um 6,7 Prozentpunkte weniger als 2019.
In der Tiroler Landeshauptstadt hatte die SPÖ Grund zum Feiern: Mit 23 Prozent und einem Stimmenzuwachs von 4,73 Prozentpunkten verdrängte man die ÖVP von Platz eins. Die Volkspartei erreichte in Innsbruck nur mehr 20,81 Prozent (2019: 29,76 Prozent). Die FPÖ landete mit 22,29 Prozent auf Platz zwei (2019: 15,22 Prozent). Die Grünen konnten in der Universitätsstadt 14,68 Prozent der Wählerschaft von sich überzeugen, um 7,04 Prozentpunkte weniger als 2019 - als die Grünen mit Georg Willi noch den Bürgermeister stellten. Die NEOS legten mit 11,56 Prozent etwas zu, obwohl sie bei der Gemeinderatswahl im Frühjahr aus dem Stadtparlament geflogen waren. Ginge es nach den Innsbruckerinnen und Innsbruckern, hätte die KPÖ den Einzug ins Parlament fast geschafft: 3,84 Prozent votierten für die Kommunisten. Die Bierpartei blieb mit 1,57 Prozent deutlich unter der nötigen Vier-Prozent-Hürde.
Insgesamt fuhr die ÖVP im Tiroler Oberland noch bessere Ergebnisse ein. In der Bezirkshauptstadt Landeck verteidigte die ÖVP mit 28,63 Prozent (2019: 40,27 Prozent) den ersten Platz. Nur mit kleinem Abstand folgte die FPÖ mit 25,61 Prozent (2019: 12,39 Prozent). Die SPÖ fiel mit 21,57 Prozent und einem Plus von einem halben Prozentpunkt auf Platz drei zurück. Vertauscht waren die Rollen für ÖVP und FPÖ indes in der Bezirkshauptstadt Kufstein im Tiroler Unterland. Hier landeten die Freiheitlichen mit 29,34 Prozent (2019: 16,59 Prozent) auf dem ersten Platz, die ÖVP fiel auf 25,01 Prozent (2019: 38,52 Prozent) zurück. Die SPÖ konnte ihren Stimmenanteil mit 18,01 Prozent (2019: 18,04 Prozent) hier nahezu halten, wurde jedoch ebenso dritter.
Ein deutliches SPÖ-Minus von 4,86 Prozentpunkten wurde indes in der Unterländer Gemeinde Jenbach registriert. Die Roten kamen in der Gemeinde, die traditionell gutes Terrain für die Partei war, auf 19,74 Prozent und landete damit auf dem dritten Platz. Die FPÖ fuhr mit 35,1 Prozent die meisten Stimmen ein, dies bedeutete ein Plus von 15,13 Prozentpunkten. Die ÖVP verlor auch hier deutlich und konnte 21,99 Prozent der Wählerinnen und Wähler von sich überzeugen.
Das türkise Minus erstreckte sich auch nach Galtür (Bezirk Landeck), der Heimatgemeinde des Tiroler Landeshauptmanns Anton Mattle. Die ÖVP fiel hier um mehr als 16 Prozentpunkte auf 56,75 Prozent (2019: 72,88 Prozent) zurück, gleichzeitig fuhren die Freiheitlichen ein Plus von fast zehn Prozentpunkten ein und landeten bei 21,41 Prozent (2019: 11,86 Prozent). Die NEOS lagen mit 8,78 Prozent (2019: 5,81 Prozent) auf Platz drei.
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig - der in seiner Wahlheimat Wien gewählt hatte - musste in seiner Heimatgemeinde Tristach in Osttirol ebenso ein deutliches Minus hinnehmen, nach 53,29 Prozent im Jahr 2019 entfielen heuer hier auf die ÖVP 40,45 Prozent. Die FPÖ konnte sich hier wiederum mehr als verdoppeln und 25,24 Prozent (2019: 11,51 Prozent) einstreichen. Die SPÖ erreichte hier zumindest ein kleines Plus und nahm 11,76 Prozent mit (2019: 8,63 Prozent).
Einen Triumph feierte die FPÖ in Kramsach, der einzigen Gemeinde mit freiheitlichem Bürgermeister im Bundesland. Mit 36,35 Prozent konnte man sich gegenüber dem Ergebnis von 2019 (18,78 Prozent) verdoppeln und mit Respektabstand Platz eins sichern, während die ÖVP von 40,75 Prozent auf 24,41 Prozent abstürzte. Ähnliches ereignete sich in der Fernpassgemeinde Nassereith, die zuletzt aufgrund ihres Widerstandes gegen ein von der schwarz-roten Landesregierung geschnürtes "Fernpass-Paket" rund um Tunnelbauten in die Schlagzeilen geraten war. Die ÖVP kam hier nur mehr auf 29,48 Prozent (2019: 56,25 Prozent), während die FPÖ sich mit 36,97 Prozent mehr als verdoppelte (2019: 17,74 Prozent).
Die Wahlbeteiligung stieg im Bundesland indes geringfügig an und betrug schließlich 72,17 Prozent. Vor fünf Jahren waren 71,84 Prozent der Wählerinnen und Wähler zu den Urnen geschritten.
Kommentare