APA - Austria Presse Agentur

Nur Hälfte der ÖsterreicherInnen mit Gesundheitssystem zufrieden

"Recht durchwachsen" ist die Zufriedenheit der Österreicher mit dem hiesigen Gesundheitssystem.

Das berichtete Reinhard Raml vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES) Donnerstag vor Journalisten. Bei Befragungen im August und September erklärte sich nur eine knappe Mehrheit von 56 Prozent der Bevölkerung und 54 Prozent der Ärzte und Apotheker "zufrieden mit dem Gesundheitssystem". "Damit sind wir weit von einem sehr guten Ergebnis entfernt", sagte der Sozialforscher.

Die Kritikpunkte waren etwa, dass "das Personal im Gesundheitswesen deutlich aufgestockt werden muss", wie 84 Prozent der "Durchschnittsmenschen" und 92 Prozent des Gesundheitspersonals meinen. In beiden Gruppen nimmt man eine Zwei-Klassen-Medizin wahr: Jeweils 79 Prozent bejahten, dass Menschen schneller behandelt werden, "die es sich leisten können". Nur 22 Prozent der Bevölkerung empfinden: Das Gesundheitssystem ist fair, alle bekommen eine gleich gute Behandlung. Beim Gesundheitspersonal sind dies immerhin 43 Prozent.

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Mit der Qualität der medizinischen Versorgung zeigen sich knapp zwei Drittel (60 Prozent) der allgemeinen Bevölkerung zufrieden und gut drei Viertel (76 Prozent) der Ärzte und Apotheker. Weniger als die Hälfte (44 Prozent beziehungsweise 40 Prozent) erklärten, dass die verschiedenen Sparten wie Ärzte, Rettung, Therapeuten und Gesundheitskassen gut zusammenarbeiten.

Auf die Hausärzte verlassen sich drei Viertel der Österreicher: 73 Prozent haben diesen gegenüber in Gesundheitsfragen hohes oder sehr hohes Vertrauen, nur zwei Prozent "gar keines". Den Herstellerangaben zum Beispiel in Form der angeschriebenen Nebenwirkungen auf den Beipackzetteln gegenüber schenkt hingegen nur die Hälfte (51 Prozent) selbiges.

Dass die Pandemie von den Gesundheitseinrichtungen in Österreich gut gestemmt wurde, zeitigt nicht allzu große Auswirkungen auf das Vertrauen der Menschen in das hiesige Gesundheitssystem: Nur ein Viertel der Allgemeinheit und der Gesundheitsprofis (26 beziehungsweise 25 Prozent) gab an, es sei dadurch gestiegen.

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41 Prozent der Menschen empfänden es als schwierig, in Gesundheitsfragen Falschinformationen (Fake News) zu identifizieren, leicht finden das nur 17 Prozent. "Vor der Pandemie hat sich die Bevölkerung hier als kompetenter erachtet", erklärte Raml. Gut die Hälfte (51 Prozent) der Ärzte und Apotheker gaben an, dass es bei ihnen sehr häufig vorkommt, dass sich Patienten und Kunden mit falschen Informationen an sie wenden. "Es gehört hier also quasi schon zum Berufsalltag", so der Meinungsforscher. Trotz Fachwissen würde es einem Drittel der Ärzte und Apotheker schwer fallen, dagegen zu argumentieren.

Aktuelle Entwicklungen werden teils positiv gesehen, teils skeptisch: 90 Prozent befürworten elektronische Rezepte, und 72 Prozent die Unterstützung durch Roboter bei Operationen. Als Pflegekräfte werden solche Maschinen aber mehrheitlich (zu 57 Prozent) abgelehnt.

Für die Erhebung des "Austrian Health Report 2022 - Welle 2 Bevölkerung/HCP - Health Care Professionals" wurden 801 repräsentativ ausgewählte Personen in Österreich ab 18 Jahren und 460 Ärzte und Apotheker im August und September 2022 befragt. Die IFES-Umfrage wurde von der Pharmafirma Sandoz in Auftrag gegeben.