APA - Austria Presse Agentur

Wien-Floridsdorf: Obdachloser dürfte Menschen getötet haben

Die Bluttaten an einem Apotheker in Wien-Donaustadt und einer zweifachen Mutter in Floridsdorf dürften von ein- und demselben Täter verübt worden sein.

Triggerwarnung: In diesem Beitrag werden Gewalt und Drohungen beschrieben.

Die Polizei hat am Sonntag einen Verdächtigen festgenommen, seine DNA wurde an beiden Tatorten entdeckt. Es handelt sich um einen 50-jährigen, obdachlosen Polen. Die Taten dürfte ohne erkennbares Motiv verübt worden sein. "Es scheint sich um willkürliche Taten gehandelt zu haben", sagte Oberstleutnant Dietmar Berger.

Auf die Spur des Mannes kam die Polizei durch einen Hinweis von Journalisten, die eine verdächtige Person beim zweiten Tatort wahrgenommen hatten, die versuchte, Stunden nach der Bluttat in das Haus einzudringen. Die Beamte nahmen den Mann vorerst wegen versuchten Einbruchs fest. Aufgrund der DNA-Spuren war aber bald klar, dass es sich um den Täter handeln könnte.

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Der Fall ist selbst für die erfahrensten Ermittler sehr ungewöhnlich, denn der Mann dürfte ohne jegliches Motiv gehandelt haben. Beim getöteten Apotheker, der massive Kopfverletzungen, gefesselte Beine sowie Misshandlungsspuren am ganzen Körper aufwies, fanden die Polizisten zwar eine hergerichtete Tasche mit Diebesgut aus dem Haus, diese wurde aber zurückgelassen. Der Verdächtige dürfte sich aber über längere Zeit am Tatort aufgehalten und auch alkoholische Getränke konsumiert haben. Mitgenommen hat der mutmaßliche Täter dann aber lediglich eine Geldbörse und die Schuhe des Opfers.

Auch beim den zweiten Delikt, bei dem eine zweifache 31-jährige Mutter an massiven Kopfverletzungen und mehreren Messerstichen getötet wurde, dürfte es sich nicht um einen regulären Einbruch gehandelt haben. Auch hier war der Tatort Berger zufolge "chaotisch und kompliziert", die Szene wirkte "surreal". Der Verdächtige hielt sich vermutlich ebenfalls mehrere Stunden in dem Haus auf, konsumierte Getränke und stahl letztlich wieder nur Schuhe. "Es ist nicht nachvollziehbar, was der Täter gemacht hat", so Berger. Die beiden Kinder (vier und fünf Jahre alt) blieben körperlich unversehrt, sie werden nun schonend befragt.

In die Häuser kam der Verdächtige jeweils durch unverschlossene Türen. Der Mann rüttelte so lange an den Klinken, bis die Tür aufging, so Berger.

Mehrere Delikte in Österreich und Deutschland

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 50-jährigen polnischen Staatsbürger, der sich illegal in Österreich aufgehalten hatte. "Es ist ein klassisches U-Boot", sagte Berger. In Österreich war er Ende 2022 erstmals durch zwei Delikte aufgefallen: am 27. Dezember 2022 wegen Körperverletzung an seiner - ebenfalls odachlosen - polnischen Lebensgefährtin sowie am 29. Dezember 2022 wegen Brandstiftung. In Deutschland hatte er aber von 2001 bis 2018 insgesamt 23 Delikte gesetzt - von Diebstahl über Körperverletzung bis hin zum Raub.

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Eine Einvernahme des Verdächtigen war bisher nicht möglich, da er sich auch gegenüber der Polizei derart aggressiv verhielt, dass die Spezialeinheit WEGA hinzugezogen werden musste.

Der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl unterstrich das gute Verhältnis zwischen Polizei und Journalisten, das zur Aufklärung des Falles beigetragen hat. Die Bluttaten hätten sowohl die Polizei als auch die Wiener Bevölkerung in Unruhe versetzt. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) dankte den Ermittlern des Landeskriminalamtes Wien, der Polizei für die Ausforschung "eines hochgefährlichen Straftäters", "aber auch jenen aufmerksamen Medienmitarbeitern, die den entscheidenden Hinweis zum Täter liefern konnten."

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Laut der Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek, wird die Staatsanwaltschaft nun die Untersuchungshaft gegen den Mann beantragen. Und es wird ein psychiatrischen Gutachten in Auftrag gegeben, das auch Aufschluss über die Gefährlichkeit des Mannes geben wird.