APA - Austria Presse Agentur

Ökostrom-Kosten für Haushalte steigen 2020 wieder

Durch die jüngste Ökostrom-Reform, mit der die Warteschlange genehmigter Projekte abgebaut wird, steigt die Ökostrom-Belastung der Privathaushalte 2020 auf 89 Euro, fast so viel wie 2018. Heuer dürften es samt Steuern 70 Euro sein. Zurückgegangen sind 2018 auch die Ökostrom-Menge und das Stützungsvolumen. Für die 2030-Ziele muss der Erneuerbaren-Ausbau beschleunigt werden, sagt die E-Control.

Die geförderte Ökostrommenge nahm im Vorjahr um sieben Prozent von 10,53 auf 9,78 Terawattstunden (TWh) ab. Das Brutto-Vergütungsvolumen (inklusive Marktwert des Stroms) verringerte sich um sechs Prozent von 1,11 auf 1,05 Mrd. Euro. Netto waren lediglich 702 Mio. Euro an Stützung nötig, um 132 Mio. Euro weniger als 2017 (834 Mio. Euro), weil der durchschnittliche Marktpreis binnen Jahresfrist von 30,72 auf 38,62 Euro je Megawattstunde (MWh) zulegte.

Nach heuer brutto rund 70 Euro hatte die Energieregulierungsbehörde E-Control für 2020 ursprünglich mit 80 Euro brutto an Ökostromkosten-Belastung für einen Durchschnittshaushalt mit 3.500 kWh Jahresverbrauch gerechnet, durch die kürzlich beschlossene kleine Ökostromreform dürfte die Belastung aber im Schnitt auf 89 Euro jährlich steigen.

Die Arbeiterkammer (AK) kritisierte dazu am Mittwoch, dass in Österreich die Konsumenten über 40 Prozent der Kosten für den Ökostromausbau und die Stromnetze zahlen müssten, obwohl sie nur ein Viertel des Stroms verbrauchen. Dagegen würden die energieintensive Industrie und große Unternehmen bei über 40 Prozent Verbrauchsanteil weniger als ein Viertel dieser Kosten tragen.

Der Anteil an gefördertem Ökostrom an der gesamten Stromabgabe ist voriges Jahr von 17,9 auf 16,5 Prozent zurückgegangen. Inklusive der gesamten Wasserkraft-Erzeugung betrug der Strom-Anteil aus erneuerbaren Quellen 73 Prozent, schätzt die E-Control, nach 74 Prozent im Jahr 2017. In der Regel schwankten diese Werte zuletzt zwischen 73 und 76 Prozent, aber 2018 lag die Wasserführung um sieben Prozent unter dem langjährigen Mittel.

Bei Windstrom sanken die geförderten Mengen um 12 Prozent (von 5,75 auf 5,06 TWh), das war hier überhaupt der erste Rückgang seit dem Jahr 2011. Dennoch stellte Windstrom mit 8,5 Prozent weiterhin den größten Anteil, gefolgt von fester Biomasse mit 3,4 Prozent. Zudem sank die Menge an gefördertem Windstrom auch wegen der Ende 2017 aus dem Fördersystem gefallenen Anlagen. Bei Kleinwasserkraft gab es bei der Einspeisemenge ein Minus von 7 Prozent (von 1,63 TWh auf 1,51 TWh). Nur bei Photovoltaik stieg die Menge markant - um 8 Prozent von 0,57 auf 0,62 TWh.

"Spannend" bleibt aus Sicht von E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer die weitere Entwicklung im Bereich Ökostrom in Österreich. Durch die jüngste Novelle sollen ja im Jahr 2020 Mittel vorgezogen werden - nämlich 20,5 Mio. Euro für die Windkraft - bzw. zusätzliche Mittel bereitgestellt werden. So würden etwa 36 Mio. Euro im Bereich PV und 30 Mio. Euro für mittlere Wasserkraft zur Verfügung gestellt.

Nur mit einem rascheren Erneuerbaren-Ausbau als bisher könnten die #mission2030-Ziele erreicht werden, betonte auch Vorstandsdirektor Wolfgang Urbantschitsch. Statt wie in den letzten Jahren jährlich rund 1 TWh dazuzubauen, müsse der Ausbau auf 3 TWh im Jahr verdreifacht werden, um die zusätzlich 30 TWh Strom aus Erneuerbaren und die - bilanziell übers Jahr gesehen - 100-prozentige Versorgung Österreichs mit Erneuerbarem-Strom erreichen zu können. Bei all dem müsse auch der im Schnitt 1,5-prozentige jährliche Stromverbrauch berücksichtigt werden, was in etwa jeweils dem Bedarf von 150.000 Haushalten entspreche.