APA - Austria Presse Agentur

Öllobby will mit synthetischem Treibstoff Ölheizung retten

Der Energiehandel in der Wirtschaftskammer Österreich setzt weiter auf die Entwicklung eines klimaneutralen Brenn- und Kraftstoffes. Eine gemeinsam vom Institut für Wärme und Öltechnik (IWO) und dem Grazer Motorenbauer AVL List projektierte "Power-to-Liquid"-Pilotanlage soll bis Ende 2022 Ergebnisse liefern, kündigten Vertreter des Energiehandels am Donnerstag in Linz an. Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne) will dagegen "energisch ankämpfen".

Beim PtL-Verfahren (Power-to-Liquid) wird Strom aus Solar- und Windenergie verwendet, um Wasserstoff herzustellen. Dieser wird zusammen mit Kohlendioxid mittels des Fischer-Tropsch-Verfahrens chemisch verflüssigt. Dadurch entstehen synthetische Brenn- und Kraftstoffe, die wie Diesel und Heizöl sofort verwendbar sind oder weiterverarbeitet werden können, zum Beispiel für Heizungen und als Kraftstoff für Pkw, Lkw, Schiffe und Flugzeugturbinen. Ein großer Vorteil wäre dabei, dass die bestehende Infrastruktur - etwa Ölheizungen und das Tankstellennetz - erhalten bleiben könnte.

Die nach Angaben des Obmannes des Energiehandels in der WKO und IWO-Vorstandsvorsitzenden Jürgen Roth und des Obmannes der Fachgruppe Energiehandel in der Wirtschaftskammer Oberösterreich, Bernd Zierhut, weltweit größte und bereits ausfinanzierte Testanlage soll zunächst 500.000 Liter erzeugen. Wenn Österreichs Strombedarf bis zum Jahr 2030 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden soll, stehe auch viel Überschussstrom zur Verfügung. Aus diesem könnten 240 Mio. Liter hergestellt werden. Das würde für ein Viertel des derzeitigen Heizölmarktes in Österreich reichen. Aus zusätzlich bereitgestelltem Strom könnten sogar 1,5 Mrd. Liter produziert werden - das wäre mehr als der gesamte Bedarf der aktuell 600.000 Heizungen, rechneten die beiden vor. Werde ein aktueller günstiger aber realistischer Strompreis zugrunde gelegt, könnte ein - von der Mineralölsteuer befreiter und schon jetzt konkurrenzfähiger - Literpreis von 1 bis 1,50 Euro herauskommen, sind sie überzeugt.

Landesrat Kaineder bezeichnete in einer Reaktion das Vorhaben als "verantwortungslos". Er kritisierte: "Seit einigen Wochen fährt die oberösterreichische Öl-Lobby schwere Geschütze auf und mobilisiert gegen Klimaschutzmaßnahmen wie der 'Raus aus Öl und Gas'-Offensive der Bundesregierung." Man versuche, den Tausch von Ölheizungen hinauszuzögern und die Menschen hinzuhalten, mit dem vagen Versprechen, es könnte in einigen Jahren etwas erfunden werden, mit dem die Ölheizung klimaneutral weiter betrieben werden könne. Dabei gebe es schon längst Biomassekessel. Im Verkehrsbereich reiche in vielen Fällen die Elektromobilität. Gleichzeitig werde an der Wasserstofferzeugung und -Speicherung geforscht, um dies für energieintensive Anwendungen einsetzen zu können, etwa in der Stahlerzeugung in Linz. "Wir stehen vor einer Richtungsentscheidung: Retten wir die Öl-Lobby oder retten wir unseren Planeten?", betonte der Landesrat.