APA - Austria Presse Agentur

Österreicher beim Wohnen Großteils zufrieden

Die Österreicher sind mit ihrer Wohnsituation großteils zufrieden - Eigentümer mehr als Mieter. 72 Prozent sind sehr zufrieden, etwas mehr als vor einem Jahr, wie aus einer Studie im Auftrag der Erste Bank hervorgeht. Der Eigentumsanteil beträgt 55 Prozent, in Wien ein Viertel. Österreich liegt laut Erste Bank deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 70 Prozent und hat Aufholbedarf. Eigentum können sich angesichts steigende Immobilienpreise weniger Mieter leisten.

72 Prozent der Befragten gaben heuer an, dass sie mit ihrer Wohnsituation sehr zufrieden sind. Das sind mehr als im Vorjahr mit 66 Prozent. In der Coronapandemie habe man offenbar andere Themen wie Gesundheit und Jobsicherheit schwerer gewichtet, so s-Bausparkasse-Chef Christian Reingruber am Dienstag in einem Online-Pressegespräch. 80 Prozent der Eigentümer sind laut sehr zufrieden, 60 Prozent der Mieter. Offensichtlich hätten Eigentümer ihr Wohnglück schon verwirklicht, und die Mieter wären noch eher bereit etwas zu tun.

Jeder fünfte Befragte (21 Prozent) wünscht sich mehr Platz. Wichtigster Grund dabei ist Kinderzimmer bzw. Platz für Kinder (25 Prozent). An zweiter Stelle stünden - getrieben durch Homeoffice und auch Homeschooling ein Arbeitsraum oder Arbeitsplatz (19 Prozent). Mehr Platz wünschen sich vor allem Jugendliche (37 Prozent) sowie Jungfamilien und Mieter (je 33 Prozent).

Aktuell können sich 39 Prozent der befragten Mieter vorstellen, in den nächsten Jahren Eigentum zum selber darin Wohnen zu kaufen. 2018 waren es noch 49 Prozent. Jeder zweite Mieter (49 Prozent) kann sich Wohneigentum nicht leisten und daher auch einen Kauf nicht vorstellen, geht aus der Umfrage hervor. Bei den 18- bis 34-Jährigen sind es sogar mehr als die Hälfte (54 Prozent).

Die Konditionen für langfristige Finanzierungen seien günstig, so Erste-Bank-Privatkundenvorstand Thomas Schaufler. Bei den Haushaltseinkommen habe es im Zeitraum 2007 bis 2019 kaum Zuwächse gegeben, bei den Immobilienpreisen allerdings einen massiven Anstieg. Der Vorteil der niedrigen Zinsen werde vom Anstieg der Immobilienpreise "mehr als aufgefressen". 2018 seien die durchschnittlichen Immobilienfinanzierungen bei mehr als 192.000 Euro gelegen, 2020 seien es bei der Erste- und Sparkassen-Gruppe bereits 230.000 Euro gewesen.

Viele Objekte würden in großem Stil auch von internationalen Investoren gekauft, weil diese die Preisentwicklung in Wien noch eher als günstig im Vergleich zu anderen Metropolen sehen würden, und kämen nicht mehr in die normale Vermarktung. Die Nachfrage nach Immobilien nehme auch heuer weiter zu. Eine Überhitzung am Immobilienmarkt in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland sieht Schaufler derzeit nicht. Ein gewisse Abkühlung gebe es im Wiener Bereich im Luxussegment, im übrigen Bereich sei die Kaufnachfrage weiter gut. Die weitere Zinsentwicklung hänge auch von der Inflation ab. Bei den Kurzfrist-Zinsen rechnet er in der nächsten Zeit mit Stabilität.

Die Wohnbaufinanzierungen seien im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Bei der Sparkassengruppe sei im Vorjahr der durchschnittlich angefragte Finanzierungsbedarf bei 230.000 Euro gelegen, die Dauer bei 25 Jahren, die Fixzinsvereinbarungen bei 80 bis 90 Prozent und die Eigenmittel bei 20 bis 30 Prozent. Bis zum 80. Lebensjahr muss der Kredit zurückgezahlt sein, sollten es ein zwei, drei Jahre mehr werden, sind zusätzliche Besicherungen erforderlich.

Angesichts internationaler Vergleichszahlen ortet die Erste Bank hierzulande Aufholbedarf beim Wohnungseigentum. Mit 55 Prozent Eigentumsanteil liegt Österreich deutlich unter dem EU-Durchschnitt (70 Prozent) und auch unter Ländern wie Rumänien (96 Prozent), Ungarn (92 Prozent), Norwegen (80 Prozent) oder Italien (72 Prozent). In Deutschland liegt der Eigentumsanteil mit 51 Prozent etwas niedriger. In Wien beträgt der Eigentumsanteil nur ein Viertel, die Erste Bank verweist hier auf die große Anzahl von Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen. Niederösterreich hat einen Eigentumsanteil von mehr als 60 Prozent.

Für die Studie wurden vom Marktforschungsinstitut IMAS österreichweit 1.350 Interviews durchgeführt, pro Bundesland waren es 150.