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ÖsterreicherInnen gehören bei digitaler Verwaltung zu den Muffeln

Drei von zehn BürgerInnen verwenden hierzulande digitale Dienstleistungen öffentlicher Einrichtungen, und damit weitaus weniger als in anderen Ländern. Das ergab eine Studie der Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG), die 14.000 BürgerInnen befragte.

Wie die Untersuchung unter dem Titel "Digital Government Survey" zeigt, machen in Indien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten rund sieben von zehn BürgerInnen von öffentlichen Onlineservices Gebrauch, in Argentinien, Malaysia, Marokko oder China immerhin fünf von zehn. Ähnliche Muffel wie die ÖsterreicherInnen sind lediglich die KanadierInnen oder die SchweizerInnen.

"Die geringe Zahl der Nutzer in Österreich deutet darauf hin, dass die Angebote nicht dem entsprechen, was die Bürger wollen", sagte Benjamin Grosch, BCG-Partner und Leiter der Beratung im öffentlichen Sektor von BCG in Deutschland, in einer Aussendung. Denn während knapp 90 Prozent der befragten ÖsterreicherInnen das Internet zwar täglich für persönliche Belange nutzen, beschränkt sich der Gebrauch digitaler Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung auf jeden dritten.

Der Befragung zufolge hat Österreichs Verwaltung Potenzial in Sachen Nutzerfreundlichkeit: Vermisst werde im täglichen Gebrauch etwa eine einfache und intuitive Bedienung, eine Online-Live-Beratung durch BehördenmitarbeiterInnen sowie die Möglichkeit, Ratschläge und Erfahrungen mit anderen NutzerInnen auszutauchen. Zudem gaben acht von zehn Befragten zwar an, dass sich das Angebot in den vergangenen zwei Jahren verbessert habe, aber nur 26 Prozent sind der Meinung, dass es sich dabei um eine deutliche Verbesserung gehandelt habe.

Geringe Zufriedenheit

Überhaupt sei das Niveau der Zufriedenheit vergleichsweise gering: Nur jeder zweite Österreicher sei insgesamt mit den Digitalangeboten der Behörden zufrieden. Länder wie Großbritannien (63 Prozent), Estland (62 Prozent), die Niederlande (62 Prozent), Indien (60 Prozent) und Australien (59 Prozent) haben höhere Zustimmungsraten zum digitalen Behördenservice.

Vorbehalte hat man hierzulande bei der Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) für Behördenservices. Als Grund dafür wird etwa angeführt, dass moralische und ethische Fragen nicht geklärt seien und die Entscheidungsfindung mit Hilfe Künstlicher Intelligenz nicht nachvollziehbar sei. Die größten SkeptikerInnen sind in der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen zufinden. Hingegen sei die Mehrheit der ÖsterreicherInnen grundsätzlich offen für den nicht personenbezogenen Einsatz KI wie etwa zur Regulierung des Verkehrsflusses oder zur Vorhersage von Ausfällen bei Maschinen.

"Die Bürger sind offen für digitale Behördenservices. Es liegt nun an den Behörden, diese Services zur Verfügung zu stellen und sich weiterzuentwickeln", meinte Grosch. Damit würde sich auch der Verwaltungsaufwand insgesamt verringern.