APA - Austria Presse Agentur

Österreichischer Staatspreis an Martha Jungwirth verliehen

Die Wiener Künstlerin Martha Jungwirth (81) ist am Montagabend mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet worden. Schriftsteller Josef Winkler, Präsident des Kunstsenats, auf dessen Vorschlag die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung jährlich vergeben wird, würdigte die 81-Jährige als "Malerin von Weltformat". Die Ehrung fand im Leopold Museum statt, dessen Direktor Hans-Peter Wipplinger die Laudatio hielt.

Der Staatspreis ist die höchste Auszeichnung der Republik für ein künstlerisch herausragendes Lebenswerk und erfolgt auf den Vorschlag des 21-köpfigen Österreichischen Kunstsenats. Dieser nominiert jährlich Künstlerpersönlichkeiten aus den Bereichen Architektur, Bildende Kunst, Literatur oder Musik ohne festgelegtes Rotationsprinzip. In der Sparte Bildende Kunst ist Jungwirth nach Maria Lassnig (1988), Brigitte Kowanz (2009) und Renate Bertlmann (2017) erst die vierte Frau, die diese Ehre seit 1951 erfährt.

Winkler, der beim Festakt die Begründung des Österreichischen Kunstsenats für den diesjährigen Vorschlag vortrug, sprach von "einer einzigartigen und wiedererkennbaren Bildsprache poetischer Abstraktion", für die Jungwirth heute bewundert werde. Dabei habe sie trotz einer fast sechs Jahrzehnte dauernden Karriere erst spät die gebührende Anerkennung durch Künstlerkollegen und Kuratorinnen erfahren, "wobei sie sich nie sonderlich für den Kunstmarkt und seine Gesetze interessierte, ja sich bewusst distanzierte".

Auch Laudator Wipplinger ging auf das jahrzehntelang unterschätzte Oeuvre der Malerin ein, das sich in einer "zutiefst eigenständigen Bildsprache" präsentiere. Jungwirth habe über die Zeit ihren eigenen Stil gefestigt, der allerdings auf verschiedene Weise Ausdruck gefunden habe. Das zeige "ihren Sinn für Experimentelles und ihren Mut".

Jungwirth, 1940 in Wien geboren, wurde als Teil der losen Gruppe "Wirklichkeiten", die 1968 mit einer Ausstellung in der Secession ein Zeichen gegen das damals vorherrschende Informel setzte, bekannt. Jungwirths Werk oszilliert seit jeher zwischen abstrakter und gegenständlicher Malerei angesiedelt. Ihre große Liebe gilt seit jeher dem Aquarell, aber auch Ölbilder finden sich im inzwischen auch international anerkannten Werk der Malerin.

Von der großen, wenn auch recht späten Wertschätzung ihres Werks zeugen neben dem nun verliehenen Staatspreis etwa auch Auszeichnungen wie das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (2012) oder der Oskar-Kokoschka-Preis (2018). Als eines der jüngsten Werke gestaltete die heute 81-Jährige den Eisernen Vorhang der Wiener Staatsoper für die Saison 2019/20, dem sie auf 176 Quadratmetern ein "Trojanisches Pferd" verpasste.

Die Zeit sei endlich vorbei, als Medien wie die deutsche "Zeit" noch anlässlich der Jungwirth-Retrospektive in der Albertina 2018 vom "bestgehüteten Geheimnis" der Bildenden Kunst bezeichnet hätten, gratulierte Wipplinger. Die Gewürdigte hielt sich im Anschluss an die Preisübergabe durch Sektionschef Jürgen Meindl in Vertretung von Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne), die sich aus terminlichen Gründen hatte entschuldigen lassen, kurz. Denn das Reden sei nicht so ihre Sache. "Ich habe eine Riesenfreude", versicherte sie strahlend.