Österreichs Banken fehlen für neue Regeln 1,5 Mrd. Euro

Experten rechnen mit verlangsamtem Wachstum
Nach neuen Rechnungen der EU-Bankenaufsicht EBA brauchen die europäischen Banken zusätzliches Kapital von 135 Milliarden Euro, um die neuen Eigenkapitalregeln (Basel IV) zu erfüllen. Österreichs Anteil wurde vom österreichischen Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny am Mittwoch auf rund 1,5 Mrd. Euro beziffert - wobei einige Banken hier mehr und andere wieder nichts zusätzlich nötig hätten.

Laut Nationalbank wird dieser Kapitalbedarf für die Österreicher im Schnitt keine wesentlichen Beeinträchtigungen bedeuten, auch gibt es mit Übergangsfristen dafür Zeit bis zum Jahr 2027. Einzelne Häuser müssten sich dies aber zweifellos genauer ansehen. Problematisch sähe es Nowotny, wenn heimische Banken durch neue Aufsichtsregeln nicht mehr in der Lage wären, sich an Unternehmen zu beteiligen.

Seit dem Jahr 2018 zähle der österreichische Bankensektor zu einem der stabilsten der Welt, berichtete Vizegouverneur Andreas Ittner. Was der Notenbank aber missfällt, ist die weiter schwache "operative Kosteneffizenz". Die Profite sind 2018 - vor allem dank Osteuropas - wieder angestiegen, das Kreditwachstum hat sich stark beschleunigt, faule Kredite wurden massiv reduziert. Weil zuletzt aber die Risikoaktiva angestiegen sind und viel Geld in Dividenden floss - die Dividenausschüttungsquote wurde verdoppelt - kam es trotz des ertragreichen Jahres nach Jahren des Anstiegs zu einem Rückgang der Kapitalquote des heimischen Bankensektors.

Das geht aus dem Finanzmarktstabilitätsbericht der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hervor, der am Mittwoch in Wien vorgestellt wurde. In zehn Jahren hatten die heimischen Institute ihre Kapitalquoten verdoppelt. Die einstigen Kapitallücken im Vergleich zu ihren europäischen Konkurrenten wurden geschlossen. Weil sich in den nächsten Jahren langsameres Wachstum abzeichnet, wird den heimischen Banken derzeit wieder angeraten, die Risiko-Tragfähigkeit weiter zu stärken. Das starke Kreditwachstum wird wieder steigende Wertberichtigungen nach sich ziehen. Namentlich bei Immobilienkrediten müssen die Kreditinstitute besonders aufpassen. Die Notenbank evaluiert gerade die Einhaltung der Vergabekriterien für Immo-Finanzierungen auf ihre Nachhaltigkeit. Ein Systemrisiko aus der Immobilienfinanzierung sehen die Notenbankexperten trotz der Preissteigerungen aus heutiger Sicht nicht.

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