APA - Austria Presse Agentur

Österreichs größte Dampflok zurück im Technischen Museum

Mit 22,6 Metern Länge, 138 Tonnen Gewicht, 2.700 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 154 km/h war sie die größte, schwerste, stärkste und schnellste Dampflok, die jemals in Österreich gebaut wurde. Nun ist die Lokomotive 12.10 nach aufwändiger Restaurierung erstmals im Technischen Museums Wien (TMW) zu sehen. Eine interaktive Videoinstallation haucht ihr dort neues Leben ein.

Wenige Meter entfernt vom Aufstellungsort der 12.10 in der Westhalle des Museums steht eine E-Lok, die bereits 1912 in Österreich fuhr, erklärte TMW-Generaldirektor Peter Aufreiter am Donnerstag bei der Presseführung. Und obwohl das Land nach dem Zerfall der Monarchie Kohle teuer aus den ehemaligen Kronländern importieren musste, wurde Mitte der 1920er Jahre der Auftrag an die Lokomotivfabrik Floridsdorf zum Bau einer neuen Lok-Serie gegeben. Eine starke Kohlenlobby und das Argument, dass viele Arbeitsplätze bei einer Elektrifizierung verloren gehen würden, seien damals ausschlaggebend gewesen, betonte Aufreiter.

So wurden 13 Lokomotiven dieser Baureihe zwischen 1932 und 1936 gebaut, rund 20 Jahre waren sie auf der Strecke Wien-Salzburg unterwegs. Nach der Elektrifizierung der Strecke waren die Loks noch einige Jahre auf der Südbahnstrecke unterwegs, doch 1956 wurde ihr Betrieb eingestellt und bis 1962 wurden sie verschrottet. Nur die Nummer 10 ist erhalten geblieben, als museales Objekt zunächst am Franz-Josefs-Bahnhof, dann im Eisenbahnmuseum Strasshof.

Als "Ikone" bezeichnete der Kustos für spurgebundenen Verkehr, Thomas Winkler, die 12.10, was einfach von ihrer Größe komme. Für 120 Kilometer pro Stunde (km/h) war sie zugelassen, 26 Kilo Kohle und 120 Liter Wasser verbrauchte sie bei dieser Geschwindigkeit pro Minute. Rund eine Million Kilometer ist die Lokomotive gefahren und hat dabei 24.000 Tonnen Kohle verbraucht.

Im Frühjahr vergangenen Jahres begann das Technische Museum dann die Restaurierung, die in Summe eine sechsstellige Summe gekostet hat, wie Aufreiter erklärte. Die Lok wurde in ihre Bestandteile zerlegt und diese restauriert. Weil die Einfahrt in die Museumshalle um fünf Zentimeter zu niedrig war, musste der Koloss erst im Museum auf die Achsen gesetzt werden.

Zum Leben erweckt wird die Lokomotive durch eine Animation, die im Originalmaßstab auf 90 Quadratmetern einen Blick in ihr Inneres und ihre Funktionsweise erlaubt. So kann man beobachten, wie das Feuer das Wasser zum Kochen bringt, sich das Dampfventil öffnet, der Dampf in die Zylinder strömt und sich die Lok in Bewegung setzt.

Der neuen Leitlinie des Museums folgend wird das historische Objekt auch mit aktuellen Fragestellungen im Zusammenhang mit den UNO-Nachhaltigkeitszielen in Verbindung gesetzt. Etwa mit dem Nachhaltigkeitsziel "Menschenwürdige Arbeit": "Das war kein schöner Arbeitsplatz für den Lokführer und die zwei Heizer, die auf der Strecke Wien-Linz 4.000 Kilogramm Kohle schaufeln mussten", so Aufreiter. Und Berechnungen zufolge würde die Dampflok 12.10 auf der Strecke Wien-Salzburg einen geringeren CO2-Ausstoß pro Kopf produzieren als heutige Flugzeuge.