Österreichs Jugenddelegierte fürchten Dubaier Linguistik-COP

Kritik an Doppelrolle des COP-Präsidenten Sultan Ahmed al-Jaber
Auf dem UNO-Weltklimagipfel in Dubai (COP28), der am Donnerstag beginnt, werden erneut zahlreiche Umweltschutzorganisationen und andere NGOs ihre Anliegen vertreten. Aus Österreich sind - neben "Big Playern" wie Greenpeace oder WWF - die Jugenddelegierten, die Allianz Klimagerechtigkeit und die CEOs For Future dabei, die gemeinsam im Vorfeld der COP ihre Erwartungen bei einem Hintergrundgespräch präsentierten. Erstere warnten dabei vor einer Linguistik-Konferenz.

Christiane Brunner, Vorständin von CEOs For Future und einstige Grünen-Umwelt- und Energiesprecherin sieht in der COP28 wegen des ersten "Global Stocktakes" die "wichtigste Klimakonferenz" seit jener in Paris im Jahr 2015. "Wir alle wissen, dass wir in Zeiten großer Transformationen leben", so Brunner, die optimistisch nach Dubai sieht. Auf einer COP könne sich die Zivilgesellschaft einbringen, was wichtig sei. "Wir wollen ein starkes Signal ohne Schlupflöcher", lautet der Wunsch der CEOs, einem Verein von Topmanagern in Österreich. Geschichte werde rückwirkend beschrieben, so Brunner, und "ich möchte, dass Paris rückblickend zum dekarbonisierten Zeitalter führt".

Für das Team der Jugenddelegierten werden heuer Jasmin Lang und David Jablonski erstmals zu einer UNO-Klimakonferenz reisen, finanziert vom Klimaministerium und unterstützt von den Jugenddelegierten des Vorjahres. "Die Schnittstelle für die Jugend" wolle man in den Vereinigten Arabischen Emiraten sein, so Jablonski, der wie Lang bei den Delegationsbesprechungen teilnehmen wird. Als Novum gebe es dieses Jahr auch erstmals ein einheitliches EU-Jugendpositionspapier.

Kritisch sieht Lang nicht nur den Austragungsort der COP in einem Land, das zu den Topproduzenten von Öl und Gas zählt und diese mit seinem staatlichen Konzern ADNOC weiter ausbeuten wolle: Nachdem der Präsident der diesjährigen COP mit Sultan Ahmed al-Jaber auch noch der Chef dieser Ölgesellschaft ist, sei der Beitrag der Zivilgesellschaft diesmal umso wichtiger.

"Wir sehen in der Vorbereitung zur Klimakonferenz ein gewisses Momentum auf die Erneuerbaren", hielt Jablonski fest. Dabei ginge es jedoch vor allem auch um einen Ausstieg aus den fossilen Energien. Und hier drohe die Gefahr, dass die COP zu einer "Linguistik-Konferenz" mutieren könnte, weil die Öl- und Gas-Lobby versuche, eine "verzögernde Sprache" in die Verhandlungen zu bekommen, warnte er im Kontext zu einem befürchteten Revival der Phase-out- oder -down-Debatte.

Eine solche Diskussion gab es bereits auf der COP26 in Glasgow beim Ringen um einen Kohleausstieg und führte dort zu einem unrühmlichen Ende ohne ein deutliches Bekenntnis zu einem solchen. Ein ähnliches Gebaren in Dubai inklusive der weiterhin ungelösten Finanzierungsfragen berge insgesamt die Gefahr für einen Vertrauensverlust.

Martin Krenn, Klimaexperte der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz (KOO) und Sprecher der "Allianz für Klimagerechtigkeit", einer Plattform von 27 NGOs, erwartet sich von der COP28 ein Signal im abschließenden Beschlusstext was neue Klimaziele (NDCs, "Nationally Determined Contributions") betrifft, nachdem der "Global Stocktake" die Schwäche der bestehenden aufzeigen wird. Neue NDCs müssten nicht nur verstärkte Ziele bis 2030 und 2035 umfassen, sondern auch die Biodiversitätsziele berücksichtigen, "alle Sektoren müssen inkludiert sein", wie beispielsweise die Treibhausgase aus der Landwirtschaft.

Beim Ausstieg aus den Fossilen brauche es indes ein "Phase-out", also ein Ende, das zudem ein sozial verträgliches sein müsse. Die Industriestaaten seien hier in der Verantwortung, hielt Krenn fest. Die Energieziele, "die jetzt herumfliegen" seien zwar gut, aber in der Umsetzung zu messen. Ebenfalls sei die Klimafinanzierung im Verhandlungstext von Bedeutung, ein Bekenntnis zum Schließen der Finanzierungslücke fehlte im Abschlusspapier der COP27.

Was ebenfalls fehlte, so Krenn weiter zur Vorgänger-Konferenz im ägyptischen Sharm el-Sheikh und der dort erzielten Grundsatzeinigung, den Entwicklungsländern mit einem neuen Fonds bei der Bewältigung bereits eintretender Klimaschäden zu helfen, seien die verpflichtenden Beiträge für einen solchen, wie sie beim Green Climate Fonds (GCF) gelten. Zumindest über die Höhe der Einzahlungen müsse in Dubai Einigkeit erzielt werden, denn ob hier ein paar Millionen fließen werden oder Milliarden, wie beim GCF, das mache den entscheidenden Unterschied aus.

Kommentare